Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen |
25 Fragen zum Islam*Englischer Originaltitel: 25 Most Frequently Asked Questions About Islam, Dr. Shahid Athar, 5. Auflage, Indianapolis 1993 Überreicht durch: ISBN 3-930767-00-7 Originalausgabe 1. Auflage Juli 1994 (3.000) 2. Auflage September 1994 (3.000) 3. Erweiterte Auflage Januar 1995 (5.000) 4. Verbesserte Auflage Mai 1996 (7.000) 5. Verbesserte Auflage April 1997 (10.000) © CORDOBA - Verlag Karlsruhe, September 1996 Satz und Umschlaggestaltung: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe Druck: Druckerei Dogan, Nürnberg Printed in Germany 5. verbesserte Auflage CORDOBA-VERLAG KARLSRUHE Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Gnädigen EINLEITUNG Deutschland und Europa entwickeln sich mit ihrem
pluralistischen Charakter immer mehr zu einer multikulturellen Gesellschaft. So leben in
der Bundesrepublik annähernd zwei Millionen, in Europa fünfunddreißig Millionen und
weltweit über eine Milliarde Muslime. Trotzdem herrschen auch in Deutschland viele
Mißverständnisse und Vorurteile über den Islam und die Muslime. Die hiesigen Medien
tragen, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, wenig zur Richtigstellung von falschen
Informationen über den Islam bei. Nun ist aber auch in unserem Land ein friedliches
Miteinander nur möglich, wenn bestehende Vorurteile abgebaut werden und nicht ständig
neue hinzukommen; denn von Vorurteilen ist es zu einer Ver-Urteilung nicht mehr weit. Cordoba-Verlag Einleitung 1. Was bedeutet das Wort "Islam"?2. Wer ist Allah? 3. Was bedeutet die Bezeichnung "Muslim"? 4. Wer war Muhammad? 5. Beten die Muslime Muhammad an? 6. Was sagen die Muslime über Jesus? 7. Gibt es im Islam verschiedene Glaubensrichtungen? 8. Was sind die grundlegenden Pflichten eines Muslims? 9. Welche Rolle spielen Gottesdienste im Islam ? 10. Was erwartet den Muslim nach dem Tod? 11. Was passiert einem "Ungläubigen" nach dem Tod? 12. Warum müssen muslimische Frauen Kopftuch tragen? 13. Ist im Islam nur Schweinefleisch verboten? 14. Gibt es einen ''heiligen Krieg'' oder was ist "Dschihad"? 15. Welche Feiertage kennt der Islam? 16. Was ist die Scharia? 17. Wurde der Islam mit "Feuer und Schwert" verbreitet? 18. Wie steht der Islam zu Gewalt und Terrorismus? 19. Was ist "islamischer Fundamentalismus"? 20. Hat der Islam eine eigene Zeitrechnung? 21. Warum dürfen musl. Männer mehrere Frauen heiraten? 22. Werden die Frauen im Islam unterdrückt? 23. Ist der Islam religiösen Minderheiten gegenüber intolerant? 24. Was ist die islamische Meinung zu folgenden Fragen: a) Freundschaften und intime Beziehungen b) Homosexualität c) Schwangerschaftsverhütung und Abtreibung d) Sterbehilfe und Selbstmord e) Organtransplantation 25. Wie sollen sich Muslime gegenüber Juden und Christen verhalten? 1. Was bedeutet das Wort "Islam"?Islam bedeutet Frieden machen und Hingabe.
Frieden machen heißt, daß der Gläubige mit sich selbst und mit seiner Umgebung in
Frieden leben soll. Hingabe drückt sich in der Annahme des Willens Gottes aus. Der Muslim
erlangt mit dem Islam Frieden durch die Hingabe an Gottes Willen. 2. Wer ist "Allah"?Allah ist das arabische Wort für "der eine Gott" und nicht der Name eines privaten Gottes der Muslime. Allah ist der einzige zu Recht angebetete und verehrte Schöpfer des Universums; auch arabische Christen nennen Gott Allah. Er schuf die Menschen und zeigte ihnen durch seine Offenbarung den besten Weg für sie im Diesseits, damit sie im Jenseits nicht eine Strafe erleiden. Die Muslime sprechen den Friedensgruß, wenn der Name des Propheten Muhammad oder eines anderen Propheten erwähnt wird. 3. Was bedeutet die Bezeichnung "Muslim"Der Bedeutung des Wortes nach ist ein
Muslim jemand, der sich freiwillig dem Willen Gottes hingibt und das Friedenmachen als
seine Aufgabe ansieht. Man wird Muslim, indem man erklärt, daß es keinen Gott außer dem
Einen gibt und Muhammad der Gesandte Gottes ist. Im weitesten Sinne ist ein Muslim jemand,
der sich freiwillig und bewußt dem Willen Gottes hingibt. Deswegen waren alle Propheten,
die dem Propheten Muhammad vorausgingen, ebenfalls Muslime. Der Koran erwähnt in
besonderer Weise Abraham, der lange vor Moses und Jesus lebte und der ''nicht Jude und
nicht Christ'', sondern ''Muslim'' war (Koran 3:67)*, weil er sich dem Willen Gottes
hingegeben hatte. * Die Übersetzungen der Koranstellen stammen aus: "Der Koran" übersetzt von Ahmad von Denffer, erschienen im Islamischen Zentrum München und "Die ungefähre Bedeutung des Al-Qur'an al-Karim" übersetzt von Muhammad Rassoul, erschienen in der Islamischen Bibliothek Köln. Muhammad wurde um das Jahr 570 n.Chr. in der Stadt Mekka in Arabien als Mitglied eines angesehenen Stammes geboren. Seine Vorfahren gehen auf den Propheten Ismael, den Sohn Abrahams, zurück. Muhammads Vater starb vor dessen Geburt und seine Mutter, als er sechs Jahre alt war. Er besuchte keine Schule, sondern wurde - wie in jenen Tagen üblich - von einer Amme aufgezogen und später von seinem Großvater und seinem Onkel aufgenommen und erzogen. Von seiner Jugend an war er als rechtschaffener Mensch bekannt. Ungefähr im Alter von vierzig Jahren schien ihm der Engel Gabriel in jener Höhle, in der er zu meditieren pflegte, und offenbarte ihm, daß er ein Prophet Gottes sei. Die folgenden Offenbarungen Gottes wurden in einem Zeitraum von 23 Jahren herabgesandt und später in Buchform zusammengetragen. Dieses Buch, der Koran, ist für Muslime die letzte und abschließende Offenbarung Gottes. Der Koran ist unverändert und in seiner Originalform erhalten; er bestätigt die Thora, die Psalmen und das Evangelium, welche die Menschen im Laufe der Zeit verändert haben. 5. Beten die Muslime Muhammad an? Nein. Die Muslime beten weder Muhammad noch irgendeinen anderen Propheten an. Die Muslime erkennen alle früheren Propheten an, so Adam, Noah, Abraham, David, Salomo, Moses, Jesus und alle anderen (Friede sei mit ihnen allen). Die Muslime glauben, daß Muhammad das Siegel der Propheten war, d.h. der letzte der Gesandten Allahs. Sie glauben, daß allein Gott und nicht irgendein menschliches Wesen angebetet werden darf. 6. Was sagen die Muslime über Jesus? Die Muslime achten Jesus (Friede sei auf ihm) und seine Mutter Maria sehr. Der Koran berichtet uns, daß Jesus durch ein Wunder ohne Vater geboren wurde. "Das Gleichnis von Isa ist ja bei Allah wie das Gleichnis von Adam, Er schuf ihn aus Erdreich, dann spach Er zu Ihm: Sei!, und er war." (Koran 3:59). Er vollbrachte mit Gottes Hilfe als Prophet viele Wunder, unter anderem konnte er gleich nach seiner Geburt sprechen, um seine Mutter zu verteidigen und ihre Frömmigkeit zu bestätigen. Gott gab ihm noch andere Fähigkeiten wie z.B. das Heilen von Blinden und Kranken, das Wiedererwecken von Toten, das Formen eines lebendigen Vogels aus Ton und das Wichtigste: Er gab ihm eine Botschaft an die Menschen. Diese Wunder, die ihm Gott gab, bestätigten ihn als Propheten. Er wurde nicht gekreuzigt, sondern in den Himmel erhoben (Koran 3:54-55). Die Sure Maryam (19) beschreibt die Wunder Jesu in den Versen 27-34. 7. Gibt es im Islam verschiedene Glaubensrichtungen? Im Islam unterscheidet man zwei Hauptrichtungen: Schiiten und Sunniten. Beiden ist gemeinsam, daß der Koran und das Vorbild Muhammads Grundlage ihres Glaubens ist. Beide verrichten fünfmal am Tag das Gebet, fasten im Monat Ramadan und gehen zur Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Richtungen kann man mit denen zweier verschiedener Denkrichtungen vergleichen. Die Muslime, welche die Aussprüche und Taten des Propheten Muhammad als verbindlich ansehen, werden Sunniten genannt, und diejenigen, die zusätzlich die Aussprüche und Ansichten Alis (Muhammads Schwiegersohn) für maßgeblich halten und ihn als den politischen und geistigen Nachfolger des Propheten betrachten, werden Schiiten genannt. Der Begriff "Schia", wovon Schiiten abgeleitet ist, bedeutet Partei - in diesem Fall die Partei Alis. Sie begann eigentlich als eine politische Partei, die Ali im Konflikt mit seinen Gegnern helfen wollte. Heute machen die Schiiten ungefähr 15% der muslimischen Bevölkerung aus. Die meisten leben im Iran und Irak, während die Muslime in anderen Ländern zumeist Sunniten sind. 8. Was sind die grundlegenden Pflichten eines Muslims? Der Islam basiert auf fünf Säulen, aus
denen sich die Pflichten ergeben. Diese sind: 9. Welche Rolle spielen Gottesdienste im Islam ? Der Zweck der Gottesdienste im Islam
ist es, sich der Gegenwart Gottes bewußt zu werden. Der Gottesdienst, sei es nun das
Gebet, das Fasten oder die Armenabgabe, ist ein Schritt auf dem Weg zu dem Ziel, Gottes
Wohlgefallen zu erlangen. 10. Was erwartet den Muslim nach dem Tod? Gott ist gerecht, und damit Er Seine
Gerechtigkeit ausüben kann, gibt es im Islam das Prinzip der Verantwortlichkeit. Die
Menschen, welche Gutes tun, werden belohnt, und diejenigen, welche schlechte Dinge tun,
entsprechend bestraft. Deshalb hat Er das Paradies und die Hölle geschaffen, in die der
Mensch unter bestimmten Voraussetzungen gelangt. 11. Was passiert mit einem "Ungläubigen" nach dem Tod und gibt es Sünden, die Gott nicht vergibt? Der Koran (99:7-8) sagt klar:"Und wer das Gewicht eines Sonnenstäubchens an Gutem tut, er sieht es. Und wer das Gewicht eines Sonnenstäubchens an Schlechtem tut, er sieht es." Damit ist gemeint, daß die Menschen, die nicht glauben, aber auf dieser Welt Gutes getan haben, aufgrund ihrer guten Taten im Diesseits belohnt werden. Die Menschen dagegen, die Muslime sind und Gutes tun, werden nicht nur im Diesseits, sondern auch im Jenseits belohnt werden. Das endgültige Urteil steht jedoch allein Gott zu (Koran 2:62). Die Sünde der Mitgötterei hingegen will Gott nicht verzeihen (Koran 4:48,116). 12. Warum müssen muslimische Frauen Kopftuch tragen? Der Muslim sollte auch bezüglich seiner Kleidung auf Bescheidenheit Wert legen, und der Mensch sollte nicht als bloßes Objekt der Begierde betrachtet werden. Deshalb gibt es im Islam sowohl für Männer als auch für Frauen Bekleidungsvorschriften. Die Kleidung darf weder zu dünn sein, noch zu eng anliegen, damit die Körperformen nicht sichtbar werden. Die Bekleidung des Mannes muß mindestens den Bereich vom Nabel bis zum Knie bedecken, bei der Frau muß die Kleidung ihren ganzen Körper, außer ihrem Gesicht und ihren Händen, bedecken. Die Verschleierung des Gesichts ist nicht vorgeschrieben.Diesen Regelungen liegt die Koranstelle (24:31) zugrunde, die durch Aussagen des Propheten Muhammad präzisiert wird. Diese Vorschriften, wie auch andere Vorschriften im Islam, gelten für die Muslime verbindlich ab der Pubertät, da dieser Einschnitt die Volljährigkeit kennzeichnet. 13. Ist im Islam nur Schweinefleisch verboten? Dem Muslim wird im Koran aufgetragen, kein Schweinefleisch, keine Produkte vom Schwein und kein Fleisch von verendeten Tieren zu essen (Koran 5:3). Zudem ist das Fleisch von Raubtieren nicht erlaubt, weil sie selbst verendete Tiere fressen. Ein Muslim darf außerdem keine alkoholischen Getränke wie z.B. Wein oder Bier, und auch keine Drogen zu sich nehmen. 14. Gibt es einen "heiligen Krieg" oder was ist "Dschihad"? Oft werden in den Medien Begriffe wie Dschihad und ''heiliger Krieg'' genannt und gleichgesetzt. Im Islam gibt es den Begriff des heiligen Krieges nicht. Gemeint ist eigentlich das Wort Dschihad, welches "Anstrengung" oder genauer "sich auf dem Wege Gottes anstrengen" bedeutet. Jede Anstrengung im Alltagsleben, die unternommen wird, um Gott zufriedenzustellen, kann als Dschihad betrachtet werden. Eine der höchsten Stufen des Dschihad ist es, sich gegen die Herrschaft eines Tyrannen zu erheben und ihm die Wahrheit zu sagen. Gegen sein Ego zu kämpfen und sich von schlechten Verhaltensweisen fernzuhalten, ist ebenfalls eine große Anstrengung auf dem Wege Gottes. Zum Dschihad gehört auch, daß man zu den Waffen greift, um den Islam oder ein muslimisches Land zu verteidigen. Diese Art des Dschihad muß von einer religiösen Führung oder von einem muslimischen Staatsoberhaupt, das dem Koran und der Sunna (dem Beispiel des Propheten Muhammad) folgt, ausgerufen werden. 15. Welche Feiertage kennt der Islam? Mit dem Id-ul Fitr (Fest des Fastenbrechens, türkisch: Ramazan bayramî) endet die Fastenzeit im Monat Ramadan. Dieses Fest feiern die Muslime mit einem öffentlichen Gebet, besonderem Essen und gegenseitigen Besuchen und Geschenken. Das Id-ul Adha (Opferfest, türkisch: Kurban bayramî) findet gegen Ende der Hadsch, also der jährlichen Pilgerfahrt nach Mekka statt. Nach dem öffentlichen Gebet schlachten diejenigen, die finanziell dazu in der Lage sind, ein Lamm oder ein anderes Tier, um den Gehorsam des Propheten Abraham gegenüber Gott zum Ausdruck zu bringen und daran zu erinnern, daß dieser sogar bereit war, seinen Sohn Ismael für Gott zu opfern (Koran 37:101-107). Die Scharia ist das umfassende Gesetz der Muslime, das von zwei Quellen abgeleitet wird: a) dem Koran und b) der Sunna, den Handlungen des Propheten Muhammad. Sie umfaßt alle Bereiche des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens im Alltag. Das Ziel des islamischen Gesetzes ist der Schutz der Grundrechte des Menschen als Individuum. Dies schließt das Recht auf Leben und Besitz, auf politische und religiöse Freiheit, sowie den Schutz der Rechte der Frau und von Minderheiten mit ein. Die niedrige Verbrechensrate in muslimischen Gesellschaften ist auf die Anwendung des islamischen Gesetzes zurückzuführen. 17. Wurde der Islam mit "Feuer und Schwert" verbreitet? Im Koran heißt es: "Es gibt keinen
Zwang im Glauben" (2:256); deshalb kann niemand gezwungen werden, zum Islam
überzutreten. Es stimmt, daß die muslimischen Armeen, die auszogen, um ein Volk oder ein
Land zu befreien, meistens das Schwert mit sich trugen. Der Islam wurde aber nicht durch
das Schwert verbreitet, denn an vielen Orten, wo jetzt Muslime leben, wie z.B. im Fernen
Osten, in Teilen Chinas oder in vielen Gegenden Afrikas, finden wir keine Berichte
darüber, daß dort jemals muslimische Heere einmarschierten. Wenn man sagt, daß der
Islam mit dem Schwert verbreitet wurde, müßte man auch sagen, daß das Christentum mit
Gewehren, F16-Bombern und Atomraketen verbreitet wurde, was ja auch nicht der Wahrheit
entspricht. Das Christentum wurde durch die Tätigkeit von Missionaren verbreitet, der
Islam hingegen von muslimischen Händlern und Reisenden. Zehn Prozent aller Araber sind
immer noch Christen. Auch in den anderen muslimischen Ländern hat die Toleranz der
Muslime das Überleben von nichtmuslimischen Minderheiten gewährleistet. Und es gibt
heute noch in fast allen muslimischen Ländern nichtmuslimische Minderheiten. 18. Wie steht der Islam zu Gewalt und Terrorismus? Der Islam ist die Religion des
Friedens und der Hingabe an Gott und legt Wert auf die Unverletzlichkeit des menschlichen
Lebens. Ein Vers im Koran sagt: "... wer er eine Seele tötet, - nicht wegen einer
Seele oder Verderbenstiften auf der Erde, - es dann so ist, als habe er die Menschheit
insgesamt getötet..." (Koran 5:32). Der Islam verurteilt jede Form von Gewalt, wie
z.B. in den Kreuzzügen, in Spanien während der Inquisition, im 2. Weltkrieg, oder die
Greueltaten, die durch die Serben in Bosnien verübt wurden. Jemand, der Gewalt ausübt,
kann nicht gleichzeitig seine Religion praktizieren. Manchmal ist Gewaltanwendung jedoch
die menschliche Reaktion eines unterdrückten Volkes. Terrorismus und Gewalt gibt es auch
dort, wo keine oder kaum Muslime leben, z.B. in Nordirland, Südafrika, Lateinamerika oder
in Sri Lanka. Manchmal findet Gewalt im Kampf zwischen Besitzenden und Besitzlosen oder
zwischen Unterdrückten und Unterdrückern statt. Man muß differenzieren und
herausfinden, warum Menschen zu Terroristen werden. 19. Was ist "islamischer Fundamentalismus"? Der "islamische
Fundamentalismus", der in den Augen des Westens mit der Revolution im Iran begann,
wird mit Terror gleichgesetzt und die westliche Welt sieht darin, nach dem Zusammenbruch
der Sowjetmacht, die größte Gefahr für sich. Aber für die überwältigende Mehrheit
der Muslime auf der ganzen Welt ist der Begriff "islamischer Fundamentalismus"
ein falscher Begriff. Sie würden zwar akzeptieren, daß sie auf den Fundamenten ihres
Glaubens stehen, nicht aber, daß sie Extremisten sind. 20. Hat der Islam eine eigene Zeitrechnung? Der islamische Kalender beginnt mit der Auswanderung (Hidschra) des Propheten Muhammad von Mekka nach Medina im Jahre 622 n. Chr. Das islamische Jahr ist ein Mondjahr mit 354 oder 355 Tagen. Der erste Monat wird Muharram genannt. 1997 n.Chr. entspricht dem islamischen Jahr 1417/18 nach der Hidschra. 21. Warum dürfen muslimische Männer mehrere Frauen heiraten? Die religiöse Überlieferung zeigt, daß, außer Jesus, der nicht verheiratet war, viele Propheten mehr als eine Ehefrau hatten. Für muslimische Männer gibt es nach dem Koran die Erlaubnis, mit mehr als einer Frau gleichzeitig verheiratet zu sein, aber nicht, um ihre Lust zu befriedigen, sondern um unter anderem die Versorgung von Witwen und Waisen nach einem Krieg zu gewährleisten. Die Mehrehe ist keine Pflicht und unter den Muslimen eher die Ausnahme. In der vorislamischen Zeit hatten die Männer gewöhnlich mehrere Frauen, einer von ihnen hatte z.B. elf Ehegattinen. Als er Muslim wurde, fragte er den Propheten Muhammad: "Was soll ich mit so vielen Frauen?" Dieser antwortete: "Scheide dich von allen, außer von vieren." Der Koran sagt: "... so heiratet, wer für euch von den Frauen gut ist, zweie und dreie und viere, und wenn ihr fürchtet, daß ihr nicht gerecht seid, dann eine einzige..." (Koran 4:3). Weil es in der Praxis sehr schwierig ist, alle Ehefrauen gerecht zu behandeln, haben die meisten muslimischen Männer nicht mehr als eine Frau. Der Prophet Muhammad selbst war von seinem 25. bis 50. Lebensjahr allein mit seiner ersten Frau Khadidscha verheiratet. In der westlichen Gesellschaft haben manche Männer, die mit einer Frau verheiratet sind, außereheliche Verhältnisse. So wurde in der Zeitschrift "USA Today" (4. April 1988, Abschnitt D) eine Untersuchung veröffentlicht, wonach 4700 Geliebte gefragt wurden, welchen Status sie besitzen wollten. Sie sagten, daß sie eher bevorzugten, eine zweite Ehefrau zu sein als die "andere Frau", da sie weder die Rechte noch die finanzielle Gleichstellung besitzen, die nach dem Gesetz verheirateten Ehefrauen zustehen. Es komme ihnen so vor, als würden sie von den Männern nur benutzt werden. 22. Werden die Frauen im Islam unterdrückt? Nein, im Gegenteil. Der Islam hob die
Stellung der Frau bereits vor 1400 Jahren an, indem er ihr das Scheidungsrecht, das Recht
auf finanzielle Unabhängigkeit und Unterhalt, sowie das Recht, als ehrbare Frau erkannt
zu werden (Hidschab), zubilligte, und dies zu einer Zeit, in der die Frauen in der
übrigen Welt, Europa eingeschlossen, keine derartigen Rechte besaßen. In Bezug auf ihre
religiösen Handlungen ist die Frau dem Mann gleichgestellt (Koran 33:35). Dies wird im
Koran auch in 4:124 wie folgt erläutert: "Diejenigen aber, die handeln, wie es recht
ist - sei es Mann oder Frau - und dabei gläubig sind, werden ins Paradies eingehen und
nicht im geringsten Unrecht erleiden". Der Islam erlaubt der Frau, nach der Heirat
ihren Mädchennamen zu behalten, ihr selbstverdientes Geld zu verwalten und es so
auszugeben, wie sie es wünscht. Er trägt dem Mann auf, die Frau in der Öffentlichkeit
vor Belästigung zu beschützen. Der Prophet Muhammad sagte zu den muslimischen Männern:
"Der Beste unter euch ist derjenige, welcher am besten zu seiner Familie ist." 23. Ist der Islam religiösen Minderheiten gegenüber intolerant? Der Islam erkennt die Rechte und die Religionsfreiheit von Minderheiten an. Im Koran kommt dies u.a. in dem folgenden Koranvers zum Ausdruck: "Kein Zwang in der Religion" (2:256). Um ihr Wohlergehen und ihre Sicherheit zu garantieren, wird den Minderheiten eine Steuer (Dschizja) auferlegt. Außerdem sind sie vom Wehrdienst befreit. Der Prophet Muhammad verbot muslimischen Heeren, Kirchen oder Synagogen zu zerstören. Der Kalif Omar erlaubte muslimischen Eroberern nicht einmal, in einer Kirche das islamische Gebet zu verrichten, um nicht die Gefühle der Christen zu verletzen. Die Juden lebten im muslimischen Spanien friedlich mit den Muslimen zusammen, und ihr Gemeindeleben blühte auf, während sie im restlichen Europa verfolgt wurden. Sie betrachten diesen Teil ihrer Geschichte als das goldene Zeitalter. In islamischen Ländern leben Christen in Wohlstand, haben Regierungsposten inne und werden nicht am Kirchgang gehindert. Christlichen Missionaren ist es erlaubt, Schulen und Krankenhäuser aufzubauen und zu unterhalten. Dagegen genießen muslimische Minderheiten nicht immer dieselbe religiöse Toleranz, wie man an der spanischen Inquisition und den Kreuzzügen sieht oder wie dies heute im ehemaligen Jugoslawien, in Israel und in Indien der Fall ist. Muslime wissen aber auch, daß ein Herrscher bei der Ausübung seines Amtes nicht immer die Lehren seiner Religion beachtet. 24. Was ist die islamische Meinung zu folgenden Fragen: a) Freundschaften und intime
Beziehungen: 25. Wie sollen sich Muslime gegenüber Juden und Christen verhalten? Der Koran nennt die Juden und Christen das "Volk der Schrift", d.h. sie sind diejenigen, die göttliche Offenbarungen vor der Zeit des Propheten Muhammad erhalten haben. Muslimen ist auferlegt, sie mit Respekt und Gerechtigkeit zu behandeln und nicht mit ihnen zu kämpfen, solange diese nicht Feindseligkeiten beginnen oder den Islam verspotten. Dieser Respekt und die Toleranz ist aber nicht nur auf Christen und Juden beschränkt. Dennoch haben sie aufgrund der monotheistischen und abrahamitischen Tradition einen besonderen Stellenwert bei den Muslimen. Die Muslime tragen die Hoffnung, daß die Christen und Juden sich ihnen anschließen, um den Einen Gott anzubeten und sich Seinem Willen zu unterwerfen. "Sprich: 'O Volk der Schrift, kommt herbei
zu einem gleichen Wort zwischen uns, daß wir nämlich Allah allein dienen und nichts
neben Ihn stellen, und daß nicht die einen von uns die anderen zu Herren annehmen neben
Allah.' Und so sie den Rücken kehren, so sprechet: 'Bezeuget, daß wir Muslime
sind'." ANHANG Glossar arabischer und türkischer Begriffe I Adressen für weitere Informationen über den Islam IV Regionale Zeitschrift: Islam hier & heute V Hilfsorganisation: Muslime Helfen V Muslim Studenten Vereinigung e.V. VI Muslimische Jugend (MJ) VII Cordoba-Verlag IX Zeitschrift Al-Islam IX Haus des Islam (HDI) X Adressen zur Bestellung von islamischer Literatur X Literaturliste zum Islam XI Glossar arabischer und türkischer Begriffe Allah Der eine, einzige Gott Camii (türk.:, spr. "Dschamii") Moschee Dschihad Anstrengung, Bemühung, Kampf um Gottes Willen Dschizja Ersatzabgabe, die im allg. von den Juden und Christen, welche im islamischen Staatsgebiet leben, gezahlt wird, da von diesen keine ð Zakat wie bei den Muslimen erhoben wird Hadsch Wallfahrt nach Mekka Hidschab Schleier; hier: Schutz der Frau; Hidschra Auswanderung der ersten Muslime
von Mekka nach Medina im Id-ul Adha Opferfest anlässlich der Hadsch; Id-ul Fitr Fest des Fastenbrechens nach dem Ramadan; Iman Der Glaube Islam wörtl.: "Das Friedenmachen"; Ergebung in Gottes Willen Koran wörtl.: "Das oft zu Lesende"; Name der abschließenden Offenbarung Gottes für die Menschen Muharram Erster Monat des islamischen Mondkalenders Ramadan Fastenmonat Salah Das islamische Gebet, welches fünf-mal am Tag verrichtet wird Scharia Das islamische Gesetz, islamisches Recht Schia - Schiiten Anhängerschaft; die Anhängerschaft Alis und seiner Nachfolger Sunna Das Beispiel bzw. das vorbildliche Verhalten des Propheten Muhammad (s) Sunniten Bezeichnung für die zahlenmäßig größere Gruppe der Muslime ð Schiiten Sure Bezeichnung für die Kapitel im Koran Zakat Pflichtabgabe vom Besitz für gute Zwecke ********************************************* - Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe (DMK), - Haus des Islam (HDI), Schillerstr.46, 64750
Lützelbach; - Islamisches Zentrum München, Wallnerstr.1-5, - Islamisches Zentrum Aachen, Prof.-Pirlet-Str.
20, - Islamisches Zentrum Hamburg, Schöne Aussicht
36, - Muslim Studenten Vereinigung, Eichenstr.41, - Deutschsprachige Islamische Frauengemeinschaft
(DIF), - Islamische Glaubensgemeinschaft Berlin,
Boppstr.4, - Islamische Gemeinschaft, Rötelstr. 86, 8006
Zürich,
Erste deutschsprachige islamische Zeitschrift in
Baden-Württemberg in ihrem siebten Jahr. Erscheint jeden Monatsanfang mit 8 Seiten Umfang
und enthält regionale Informationen über den Islam und die Muslime sowie ein
Schwerpunktthema. ************************************** Muslime Helfen e.V. ist ein freies
gemeinnütziges Hilfswerk von Muslimen in Deutschland. Es leistet Hilfe für Bedürftige
in Notstandsgebieten, bei Krieg, Hungersnot, Naturkatastrophen und anderen Notfällen
durch Sachspenden und Hilfsmaßnahmen vor Ort. Muslime Helfen e.V., Postfach 1607, 85740
Garching; Muslime im Internet / ISLAM online ************************************** MUSLIMISCHE JUGEND (MJ) Die Muslimische Jugend (MJ), gegründet im Jahre
1994, ist eine freie, unabhängige, deutschsprachige Jugendbewegung der Muslime, die im
deutschsprachigem Raum organisiert ist. CORDOBA - VERLAG *****************************************************
Haus des Islam Das Haus des Islam, eine freie, unabhängige
Initiative von deutschsprachigen Muslimen, informiert sachgerecht in deutscher Sprache
über den Islam, hilft Unkenntnis und Mißverständnisse zu beseitigen und bemüht sich,
Vorurteile abzubauen. Es will zum richtigen Verständnis des Islam als Glaubenslehre und
Lebensweise beitragen. ********************************************** - Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe (DMK), *Weitere Informationen siehe Rubrik Medien Deutschsprachige Literatur für die eingehende Beschäftigung mit dem Islam:
Quelle: Islamischer Studentenbund Essen |