Endlich auch in Niedersachsen ein
muslimischer Dialogpartner auf Landesebene! In letzter Zeit haben die niedersächsischen
Muslimas und Muslime verspürt, daß der Dialog von staatlicher, kommunaler, kirchlicher
und anderer Seite zunehmen wollte; aber es fehlte ein repräsentativer Ansprechpartner.
Schura heißt Beratung. Mit diesem Begriff hat Gott im Koran den Muslimen geboten,
gemeinschaftliche Dinge in Beratung zu regeln, auf gut Deutsch: Demokratie. Vorausgegangen
war im Herbst 2001 die Bildung eines "Arbeitskreises Islamischer Religionsunterricht
Niedersachsen". Schneller als selbst in den eigenen Reihen erwartet kam der Wunsch,
nun auch formal eine Religionsgemeinschaft im Rechtssinne zu bilden. Dies ist nach
landläufiger Rechtsauffassung erforderlich, um nach Artikel 7 (3) Grundgesetz
islamischen Religionsunterricht gemeinsam mit dem Land Niedersachsen einführen zu
können.
Schon auf der Gründungsversammlung in der Stöckener Moschee am 20. April in Hannover
waren durch Moscheegemeinden und Verbände bereits fast zwei Drittel der
niedersächsischen Muslimas und Muslime vertreten. Als größter Moscheenverband ist nun
auch die DITIB, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion mit 60 Moscheen
hinzugestoßen. Nach Registrierung der Schura Niedersachsen als e.V. dürften in
überschaubarer Zeit - so Gott will - ca. 140 Gemeinschaften und damit etwa 200.000
Menschen oder über 90 % der niedersächsischen Muslimas und Muslime der
Religionsgemeinschaft angehören.
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Die Türen weit zu öffnen, sinnbildlich die
"gläserne Moschee", dies ist der Wunsch des neunzehnköpfigen
Gründungsvorstandes. "Die Geschäftssprache ist Deutsch" heißt es in dem
Satzungsentwurf. Durchlässigkeit und Offenheit für den Dialog in der Gesellschaft, ein
aufeinander Zugehen, hat sich Senol Dogramaci aus Salzgitter, für die Gründungsphase
gewählter Vorsitzender der Schura Niedersachsen vorgenommen. Die Schura-N als
Repräsentant der Muslime in Niedersachsen wird in nächster Zeit mit Parteien,
Gewerkschaften, Medien und Kirchen das Gespräch aufnehmen.
Wie nötig dieser Schritt war, zeigt die aktuelle Debatte zur Schulrechtsnovelle in
Niedersachsen. In dieser sind einseitige Belastungen muslimischer Schülerinnen und
Schüler enthalten. Grundsätzlich wird die Neuregelung ebenso wie die Beschlußvorlage
zur Einführung islamischen Religionsunterrichtes von der Schura ausdrücklich begrüßt.
Es hat aber zu erheblichen Irritationen geführt, daß die Neuregelungen entgegen den
parlamentarischen Gepflogenheiten ohne jede Beteiligung der unmittelbar Betroffenen auf
den gesetzgeberischen Weg gebracht wurden. Niedersachsens Muslimas und Muslime hätten
damit bislang Anlaß, sich als Menschen zu fühlen, über die, aber nicht mit denen
gesprochen wird; die als Objekt insbesondere staatlichen Handelns, nicht aber als Subjekte
und Teilhaber in der Gesellschaft wahrgenommen werden.
Quelle: Islamische Zeitung
@ Ekrem Yolcu |