. |
Weltweite Kritik an "gezielten Tötungen" der
israelischen Staatsführung
(iz-dpa)Die sogenannte "gezielte Tötung" des Hamas-Gründers,
Ahmed Jassin, hat internationale Proteste und wütende Demonstrationen in den
palästinensischen Gebieten provoziert. Bei dem Angriff israelischer Kampfhubschrauber
sind neben Jassin und seinen drei Leibwächtern auch unbeteiligte Zivilisten ums Lebens
gekommen. In Folge der Angriffe vom frühen Montag Morgen kam es zu Auseinandersetzungen
zwischen israelischen Soldaten und palästinensischen Demonstranten, bei denen dreizehn
Menschen getötet wurden. In internationalen Kommentaren wurde überwiegend die
Befürchtung geäußert, dass die Ermordung Jassins eine neue Qualität der Gewalt in der
Region eröffnet habe. Kritische Stimmen, wie die des ehemaligen Außenministers Shimon
Peres, aus Israel griffen Ministerpräsident Scharon scharf an, weil er dadurch seine
eigene Bevölkerung einem enormen Risiko von Vergeltungsmaßnahme bewaffneter
Gruppierungen ausgesetzt habe.
Während die regierende Likud-Partei unter Ministerpräsident Scharon die Tötung von
Jassin rechtfertigte und ankündigte, in Zukunft sämtliche "Feinde des israelischen
Staates" durch "gezielte Tötungen eliminieren" zu wollen, haben Stimmen in
aller Welt den Angriff verurteilt und ihre Besorgnis über die Lage in der Region
ausgedrückt. Ägypten, direkter Nachbar Israels, hat als Reaktion auf die "gezielte
Tötung" des Hamas-Gründers seine Teilnahme an dem Feiern zum 25. Geburtstages des
Abkommens von Camp David abgesagt. Irans Außenamtssprecher Hamid-Resa Assefi bezeichnete
die israelische Entscheidung als "eine kriminelle Handlung, die die Barbarei und den
Staatsterrorismus des zionistischen Regimes (Israel) klar macht".
Der außenpolitische Beauftragte der Europäischen Union, Javier Solana, hat die Tötung
von Scheich Ahmed Jassin durch die israelische Armee scharf verurteilt. Derartige
"gezielte Tötungen" seien immer abzulehnen, sagte Solana am Montag in Brüssel.
In diesem Fall sei die Verurteilung aber noch deutlicher. Das Vorgehen Israels schaffe
keine Bedingungen für Dialog und Frieden, die so dringend gebraucht würden, kritisierte
Solana. Die israelische Aktion sei "sehr sehr schlecht" für den
Friedensprozess. Auch der französische Außenminister Dominique de Villepin kritisierte
die Tötung Scheich Jassins zu einer Zeit, da mehr Kräfte für den Friedensprozess
mobilisiert werden müssten. Dies werde die von Gewalt geprägte Atmosphäre weiter
verschlimmern, sagte Villepin am Rande eines Treffens mit seinen EU-Kollegen in Brüssel.
Die Außenminister Chinas und der Türkei schlossen sich den Äußerungen ihrer
euopäischen Amtskollegen an. Die Türkei verurteile Aktionen, "die unschuldigen
Zivilisten und Kindern das Leben kosten. Das gelte gleichermaßen für palästinensische
Selbstmordanschläge.
In Berlin äußerte sich Bundesaußenminister Joschka Fischer (DIE GRÜNEN) "tief
besorgt" über mögliche Auswirkungen der Liquidierung von Scheich Ahmed Jassin auf
die Lage im Nahen Osten geäußert. Es müsse nun "alles getan werden, um eine
weitere Eskalation zu vermeiden", sagte Fischer am Montag nach Angaben seines
Sprechers Walter Lindner. Bundespräsident Johannes Rau fürchtet nach den Anschlägen auf
den Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin eine Welle der Gewalt. Im Gespräch mit seinem
tansanischen Amtskollegen Benjamin Mkapa äußerten sich beide Politiker in der Hauptstadt
Daressalam am Montag besorgt über die Entwicklung.
Der Völkerrechtler Knut Ipsen sieht in der gezielten Tötung von Ahmed Jassin einen
Verstoß gegen das Völkerrecht. "Das war eine eindeutige Verletzung des
Völkerrechts", sagte der Professor der Universität Bochum am Dienstag der
Hörfunkagentur dpa/Rufa. Israel sei an die Genfer Konventionen gebunden, und "die
Genfer Konventionen gebieten, dass Personen, die nicht unmittelbar an Feindseligkeiten
teilnehmen unter allen Umständen mit Menschlichkeit behandelt werden".
Quelle: Islamische Zeitung
|
|
. |