Originaltext

Sura 108

(© Mürsid 1.0, astec GmbH)

108-AL-KAUTHAR

Übersetzung

Die Überfälle (offenbart in Mekka)

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen

1. Wahrlich, Wir haben dir Fülle des Guten gegeben;

2. So bete zu deinem lierm und opfere.

3. Fürwahr, es ist dein Feind, der ohne Nachkommenschaft sein soll.

  KOMMENTAR


Kommentar

Nach überwiegender Meinung ist diese Sura mekkanisch; einige Gelehrte sind jedoch der Meinung, daß diese drei Verse in Medina offenbart worden seien.

Diese Sura wurde offenbart, als die Feinde des Islam und die Widersacher des Propheten Muhammad (a.s.s.) versuchten, die Verbreitung des Islam in Makka zu verhindern. Zu ihnen gehörten vor allem Al-'Ãs ibn Wã'il, Abu Lahab und Abu Gahl. Als die männlichen Kinder des Propheten Muhammad (a.s.s.) gestorben waren, nahmen Seine Gegner dies zum Anlaß, den Propheten und den Islam zu verspotten, indem sie verkündeten, Muhammad (a.s.s.) sei ohne Nachkommen, also sozusagen von männlichen Erben abgeschnitten. Einer von ihnen behauptete so-gar, so würde auch die Botschaft des Propheten (a.s.s.) sterben und die ganze Angelegenheit in Vergessenheit geraten. Um den Propheten (a.s.s.) in dieser schweren Situation zu stärken, offenbarte Allah (t) diese Sura.

Im ersten Vers weist Allah (t) auf Seine Großzügigkeit und Gnade hin, indem Er sagt:

„Wir haben dir die Überfülle gegeben.

Der Prophet Muhammad (a.s.s.) soll nicht traurig sein über den Tod seiner Söhne, denn Allah (t) hat ihm etwas gegeben, was alle Zeiten überdauert, was im arabischen Text mit al-kautar bezeichnet wird.

Dieses Wort bezeichnet zunächst »das Reichliche« und umschreibt in diesem Zusammenhang die umfangreiche Gnadenfülle Allahs (t) gegenüber Seinem Gesandten (a.s.s.). Entsprechend sind von den Qur'an-Kommentatoren viele Bedeutungsmöglichkeiten für das Wort al-kautar überliefert: das Prophetentum, der Qur'an, die Auslegung des Qur'an und die Milde der islamischen Gesetzgebung, die Menge der Gefährten und die große Gemeinschaft der Muslime, die brüderliche Nächstenliebe im Islam, der Islam an sich, die Erleuchtung der Herzen, die fünf Pflichtgebete u. a. Ferner wird in vielen Hadit uberliefert, daß Al-Kautar der Name eines Flusses im Paradies sei. In allen Fällen drückt sich jedenfalls die Güte Allahs (t) aus, dem Propheten Muhammad (a.s.s.) und den Gläubigen nur das Beste zukommen zu lassen, und zwar nicht nur im Diesseits, sondern auch im Jenseits nach dem Jüngsten Gericht.

Nachdem Allah (t) die Unermeßlichkeit Seiner Gnadenfülle dargelegt hat, weist Er im folgen-den Vers darauf hin, daß als Zeichen der Dankbarkeit und des demütigen Gehorsams die Gebete und die Opfergaben allein für Ihn verrichtet werden dürfen. Denn zur Zeit des Propheten Muhammad (a.s.s.) gab es viele Menschen, die neben Allah (t) andere Götter anbeteten und ihren Götzen Opfer darbrachten. Deshalb sagt Allah (t) in diesem Vers:

»Darum bete zu deinem Herrn und opfere!.«

Gefordert werden hier also die aufrichtige Ergebenheit und Zuwendung zu dem einen Herrn der Schöpfung, zu Allah (t). Jegliche Anbetung und Verehrung außer der Allahs (t) ist mit der Lehre des Islam nicht zu vereinbaren. (Siehe hierzu den ausführlichen Kommentar zu Sura 112.)

Im letzten Vers dieser Sura heißt es:

»Ja, dein Hasser, er ist es, der abgeschnitten (ohne Nachkommenschaft) ist.« Dieser Vers nimmt auf die eingangs geschilderten Ereignisse Bezug. Nachdem Allah (t) schon im ersten Vers versprochen hat, daß dem Propheten Muhammad (a.s.s.) entgegen jener Verspottung in Wirklichkeit das Beste in Hülle und Fülle gegeben wird, offenbart dieser Vers noch eine zusätzliche Aussage über die Spötter:

»Ja, dein Hasser, er ist es, der abgeschnitten ist.« Von der arabischen Sprache her bedeutet abtar zunächst soviel wie »abgeschnitten, gestützt«. Wer keine männlichen Nachkommen besaß, galt damit für die Nachwelt als abgetrennt, als abgeschnitten«. Im weiteren Sinne bedeutet also abtar auch »ohne Nachkommen und schließlich ganz allgemein »abgeschnitten von jedem Wohl im Diesseits und im Jenseits«.

Dieser Vers besagt demnach, daß derjenige, der den Propheten (a.s.s.) haßt und verspottet, am Ende selbst keinen Erfolg und keinen Lohn haben und ohne Nachkommen und ohne Anhänger seiner Irrlehre sein wird. Diese Prophezeiung ist ja später auch auf eindrucksvolle Weise in Erfüllung gegangen: Der Islam ist siegreich geblieben, und bis zum heutigen Tag ist die Gemeinschaft der Muslime immer größer geworden. Denn der Islam ist die Religion der Wahrheit und des Guten und wird von Allah (t) beschützt und kann deswegen auch nicht untergehen, sondern widersteht vielmehr allen Widersachern zu allen Zeiten. Und während der Prophet Muhammad (a.s.s.) bis heute verehrt wird, sind die Namen seiner Widersacher und ihre Lehren wie Schall und Rauch vergangen, und niemand gedenkt ihrer mehr. In diesem Sinne sind sie »abgeschnitten« - nämlich vom Weiterbestehen ihres Erbes in der Zukunft, weil sie keine Nachkommen bzw. Nachfolger haben. Und ebenso sind ihre Götzen in Vergessenheit geraten, während Allah (t) heute von fast einer Milliarde Muslime in aller Welt angebetet wird.

Wie bereits erwähnt, bezieht sich dieses »Abgeschnittensein« der »Hasser« aber nicht nur auf die diesseitige, sondern auch auf die jenseitige Welt - dieser Vers beinhaltet also auch eine Strafandrohung Allahs (t) für die Spötter und Gegner des Islam für das Leben im Jenseits. Möge Allah (t) uns vor dieser Strafe bewahren und uns gnädig das Beste in ausreichender Menge geben!

Lehre

  1. In dieser Sura erinnert Allah (t) an Seine unermeßliche Gnadenfülle gegenüber dem Propheten Muhammad (a.s.s.) und der Gemeinschaft der Muslime.
  2. Die Gebete und Opfergaben dürfen nur für Allah allein mit aufrichtiger Absicht und in demütiger Dankbarkeit verrichtet werden.
  3. Die Gegner des Islam haben letztlich nicht nur keine Aussicht auf Erfolg, sondern werden zusätzlich von Allah (t) für ihr Tun auch schwer bestraft.

Und Allah (t) weiß es am besten!