"Ich glaube, daß kein Gott ist außer Allah und, daß Muhammed der Prophet Gotte ist". Dies ist das Glaubensbekenntnis des Muslims. Wer es ausspricht, bekennt sich zum Islam, den Muhammed (s.a.v.) Anfang 7. Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung zu verkünden begann. Der stark ausgeprägte Monotheismus (Lehre von der Einheit Allahs) ist die zentrale Botschaft des Islam, und das Gefühl der eigenen Ohnmacht und der totalen Abhängigkeit von dem einen, allmächtigen und allwißenden Schöpfers Allah die bestimmende Grundhaltung des Muslims. Die fünf Hauptpflichten des Islam sind das Glaubensbekenntnis, das tägliche Gebet, das Almosen, das Fasten und die Wallfahrt nach Mekka.

Die Verkündung sollte in wenigen Jahren die Welt verändern: die Welt der Mekkaner, der Araber und auch der benachbarten Regionen. Es sollte sich bald zeigen, daß nicht nur eine neue Religion geboren, sondern mit ihr einen revolutionäre politische Neuordnung verbunden war.

Muhammed (s.a.v.) wurde im Jahre 570 n.Chr. geboren. Sein Vater Abdullah starb vor seiner Geburt. Er wuchs deshalb im Hause des Großvaters und des Bruder seines Vaters auf. Nach der herrschenden Sitte übergab seine Mutter, Amina, den Säugling einer Beduinen-Amme, bei der er mehrere Jahre in der Wüste verbrachte.

Die Stadt Mekka blühte seit Jahrhunderten durch Handel mit Gewürzen und Weihrauch von Südarabien und dem indischen Ozean. Die Kaufmannsfamilien waren reich. Auch Muhammed (s.a.v.) hatte Handelskarawanen begleitet. Er war nun 25 Jahre alt geworden, und seine Ehrenhaftigkeit war allgemein bekannt. Eine reiche Witwe aus Mekka, Khadidschah, heiratete ihn. Wie schon sein Großvater, so begann er jetzt, sich während des ganzen Monats in eine Hölle zurück zu ziehen. Dort betete er, meditierte und Teile seine knappen Vorräte mit den Reisenden, die vorbeizogen. Im fünften Jahr seiner jährlichen Zurückgezogenheit wurde er vierzig Jahre alt. Gegen Ende des Monats erhielt er während der Nacht den Besuch eines Engels. Dieser teilte ihm mit, daß Gott ihn zu Seinem Boten auserwählt und den Menschen gesandt habe; er lehrte ihn die Abwaschungen und das Gebet, und teilte ihm den göttlichen Auftrag mit: "Lies im Namen Deines Herrn des Schöpfers, der den Menschen erschuf aus geronnenem Blut! Und der Edelmütigste ist Dein Herr. Er, der das Schreibrohr gebrauchen lehrte. Der die Menschen lehrte, was sie nicht wußten." Dies war seine erste Offenbarung (Sure 96, 1-4); andere Offenbarungen folgten.

Unter dem Druck und dem Folter der mekkanischen Kaufleute, die einem vielgestaltigen Polytheismus anhingen und denen sowohl die Lehre von dem von dem Einen Gott als auch die Existenz einer Gemeinde ein ärgernis waren, mußten Muhammed (s.a.v.) und seine Gemeinde im Jahre 622 nach Medina auswandern. Die Auswanderung (Hidschra) nach Medina ist ein Schlüßeldatum im Leben des Propfeten und seiner Gemeinde. Das Jahr der Hidschra wurde das Jahr 1 islamischer Zeitrechnung. Aus dem Glauben eines relativ kleien Häufchens von Menschen wurde eine gestaltende gesellschaftliche und politische Kraft.

Der Prophet hatte seine Nachfolge nicht ausdrücklich geregelt. Seine Söhne waren als Kleinkinder gestorben; seine einzige Tochter, Fatimah, war mit seinem Vetter Ali verheiratet. Wer sollte die Gemeinde führen ? Die Mehrheit trat für eine Wahl ein. Eine Minderheit argumentierte, daß der Nachfolger aus dem Blut des Propheten sein müße. Für sie kamen nur Ali und dann dessen Söhne aus der Ehe mit Fatimah in Frage. Gegen die "Partei Alis" (arabisch: schiat Ali deshalb Schiiten) setzten sich die Sunniten durch. Schließlich wurde Abu Bekr zum Khalifen (Stellvertreter) ausgerufen. Er starb bald darauf, seine beiden Nachfolger, Umar und Uthman, wurden ermordet. Ali wurde erst als Vierter 656 Khalif. Schon 661 fiel er zum einem Attentat zum Opfer. Beim Tod des Propheten im Jahre 632 hatte sich der Islam schon über weite Teile der Arabischen Halbinsel ausgedehnt. Die Ausbreitung des Islam hat in der Religionsgeschichte nicht ihresgleichen. In wenigen Jahrzehnten erreichten die arabischen Heere Nordafrika und Spanien und stießen durch das Zweistromland nach Persien und Zentralasien vor. Damit schufen sie die Voraussetzung für die Ausbreitung in späteren Jahrhunderten etwa durch die Türken (Seldschuken und Osmanen ). Noch in neurer Zeit zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert verbreitete sich der Islam in Indonesien.

Um in einem großen Reich, die Regierung, Verwaltung und Rechtswesen zu regeln, mußte das Recht weiterauserarbeitet werden. Berufen waren die Theologen als Kenner des Korans. Diese nahmen die Sunna, das heißt "die Gewohnheit" des Propheten, was er selbst noch gesagt und getan, gebilligt oder mißbilligt hatte, als Grundlage. Das arabische Wort dafür ist "sharia", ein Begriff, dessen Bedeutung der "Weg" ist.

Der Zusammenstoß des Islam mit den benachbarten Hochkulturen ließ enorme kulturelle Kräfte freiwerden. In Wissenschaft und Kunst entstand seit 8. Jahrhundert eine eigene islamische Hochkultur, deren Errungenschaften zwischen Nordafrika und Indonesien, Schwarzafrika und Zentralasien noch heute zu bewundern sind.

Mit den türkischen Osmanen unternahm es ein muslimisches Volk seit dem 13. Jahrhundert ein letztes Mal, ein islamisches Großmacht zu errichten. Zweimal belagerten die Türken Wien (1529; 1683) und "bedrohten" damit Europa ählich wie jene Araber fast ein Jahrtausend zuvor.

Der Niedergang des Osmanischen Reichs nach der zweiten Niederlage vor Wien und der Aufstieg Europas und Amerikas seither haben die Muslime in eine tiefe Krise gestürtzt.


Quelle: Mehmet Ünal's Homepage