Alyy
(Der vierte Kalif)
'Alyy's Jugend
"Mein
Blick ist getrübt, und meine Beine sind schwach, aber ich will dich unterstützen, o
Gesandter Allahs! " So sprach ein zehnjähriger Junge, als der Prophet seine
Verwandten von seiner Sendung unterrichtete. Dieser Junge war 'Alyy Ibn Abi Talib, der
Vetter des Propheten. 'Alyy war etwa 30 Jahre jünger als der Prophet. Sein Vater Abu
Talib war der Onkel des Propheten; seine Mutter hieß Fatima. 'Abdullah Ibn
'Abdulmuttalib, der Vater des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war vor dessen
Geburt gestorben. In früher Jugend verlor der Prophet auch seine Mutter Amina Bint Wahb
und seinen Großvater 'Abdulmuttalib. Sein Onkel Abu Talib nahm sich seiner an und zog ihn
auf. Abu Talib hatte eine sehr große Familie und war ziemlich arm. Als 'Alyy geboren
wurde, war der Prophet schon erwachsen und hatte Frau und Kinder. Er nahm 'Alyy in sein
Haus und zog ihn wie seinen eigenen Sohn auf. Auf diese Weise konnte er eine Last von den
Schultern seines geliebten Onkels nehmen. Aber auch für die Entwicklung 'Alyy's war dies
von Bedeutung: er wuchs in einer Atmosphäre von Tugend und Frömmigkeit auf, die ihm ein
anderes Heim nicht hätte geben können. Diese frühe Schulung hinterließ eine bleibende
Wirkung auf 'Alyy's Gesinnung. Sie gab ihm einen klaren Blick und leidenschaftliche Liebe
für die Wahrheit. Vor allem machte sie aus ihm einen furchtlosen Kämpfer für die Sache
Allahs. Diese Eigenschaften erwiesen sich später als außergewöhnlicher Vorteil für den
Islam.
'Alyy
nimmt den Islam an
'Alyy war
über neun Jahre alt, als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, seine göttliche
Sendung erhielt. Eines Tages sah er seinen Vetter und dessen Frau ihre Stirn auf den Boden
neigen. Sie priesen Allah den Allmächtigen. 'Alyy war erstaunt; denn nie zuvor hatte er
jemanden in dieser Weise beten sehen.
Als das Gebet
beendet war, fragte 'Alyy seinen Vetter, was dieses fremdartige Verhalten bedeute.
"Wir
beten Allah, den Einzigen, an. Ich rate dir, es ebenso zu machen. Neige niemals dein Haupt
vor Al-Lat, Al-'Uzza oder anderen Götzen!", sagte der Prophet, Allahs Segen und
Friede auf ihm.
"Von so
etwas habe ich noch nie gehört", sagte 'Alyy, "ich will zuerst meinen Vater
fragen und es dir dann sagen." "Du solltest jetzt noch nicht mit jemandem
darüber sprechen, sondern selbst darüber nachdenken und dann zu einem Entschluss
kommen", riet der Prophet seinem kleinen Vetter. Am nächsten Morgen nahm 'Alyy den
Islam an. Er war der erste Jugendliche, der sich der Gemeinschaft des Islam anschloss.
Eine ungewöhnlich selbständige Entscheidung für einen Jungen dieses Alters, besonders
in einer Gesellschaft, die dem Götzendienst huldigte! Sie war ein Beweis für seine ihm
angeborene Liebe zur Wahrheit.
Verbundenheit
mit dem Propheten
'Alyy (r)
wuchs in der liebenden Fürsorge des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, heran. Er
bekam eine tiefe Einsicht in die grundlegende Wirklichkeit des Lebens und des Glaubens.
Der Prophet sagte einmal über ihn: "Ich bin die Stadt der Weisheit, und 'Alyy ist
ihr Tor." 'Alyy's Liebe zum Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, kannte keine
Grenzen. In der Nacht, als der Prophet nach Yatrib, dem späteren AI-Madina, aufbrach, war
dessen Haus von blutdürstigen Männern umzingelt. Ringsum blitzten gezückte Schwerter,
und die Männer waren bereit, den Mann, der aus dem Haus heraustrat, in Stücke zu
schlagen. Der Prophet bat 'Alyy, sich in sein Bett zu legen, während er selbst unbemerkt
das Haus verließ. 'Alyy sprang freudig in das Bett und schlief ruhig die ganze Nacht
lang. Um das Haus schwebte der Tod, aber 'Alyy kümmerte sich nicht darum. Er war
glücklich darüber, dass er helfen konnte, das Leben des Propheten, Allahs Segen und
Friede auf ihm, zu retten. Als die Qurais am nächsten Morgen bemerkten, dass sie
überlistet worden waren, gerieten sie außer sich vor Wut. Einige schlugen vor, dass
'Alyy mit dem Leben für diese Täuschung bezahlen solle. Er nahm jedoch die Drohung mit
solch kühnem Mut auf, daß die Qurais ihn in Ruhe ließen. Der Prophet, Allahs Segen und
Friede auf ihm, hatte von einigen Makkanern Gelder zur Aufbewahrung erhalten; denn bei
aller Abneigung gegen ihn wußten die Makkaner keinen anderen Mann, dem sie diese
anvertrauen konnten. Bevor der Prophet Makka verließ, übergab er die ihm anvertrauten
Gelder 'Alyy, der sie den Eigentümern gewissenhaft aushändigen sollte. 'Alyy blieb noch
drei Tage in Makka, und nachdem er das Geld zurückgegeben hatte, ging auch er nach
AI-Madina, um beim Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu sein.
´ Alyy (r)
war ein naher Blutsverwandter des Propheten, aber dieser wollte ihn noch enger an sich
binden und gab ihm seine Tochter Fatima (r) zur Frau. Sie war seine jüngste und von allen
am meisten geliebte Tochter. 'Alyy würdigte diese Ehre damit, daß er keine andere Frau
nahm, so lange Fatima lebte. Al-Hasan (r) und Al-Husain (r) waren ihre beiden Söhne, die
der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, wie seine eigenen Kinder liebte.
Im Jahre 9 n.H. bereitete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf
ihm, einen Feldzug gegen Syrien vor, das bekannte Unternehmen Tabuk. Er entschied, daß
'Alyy während seiner Abwesenheit AI-Madina verwalten solle. Heuchler nahmen 'Alyy diese
Stellung übel.
"Der
Prophet will 'Alyy nicht bei sich haben", sagten sie. Als der Prophet davon erfuhr,
ließ er sofort 'Alyy zu sich kommen und sagte: "O 'Alyy, möchtest du nicht im
gleichen Verhältnis zu mir stehen wie Aaron zu Mose?" Diese Worte des Propheten,
Allahs Segen und Friede auf ihm, brachten die Heuchler zum Schweigen. Im Jahre 9 n.H. fand
der erste Hagg des Islam statt. Zu der Zeit hatte Allah (t) verboten, daß die
Götzenanbeter die Al- Ka'ba betraten, und das sollte nun den Menschen, die sich zum Hagg
versammelten, bekannt gegeben werden. Nach islamischer Gepflogenheit konnte das nur der
Prophet selbst oder ein naher Verwandter von ihm tun. Der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm, beauftragte 'Alyy damit und gab ihm seine eigene Kamelstute Al-Qaswa'. 'Alyy ritt
auf ihr und verlas der Menge den Befehl Allahs.
'Alyy war
einer der Schreiber der Offenbarungen. Auch die vom Propheten versandten
Briefe wurden 'Alyy zur Niederschrift diktiert.
Er war einer
der zehn Männer, denen der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, das Paradies
verheißen hat. Die drei Kalifen vor 'Alyy verließen sich immer auf seine Ratschläge.
'Umar (r) pflegte zu sagen; "Alyy ist der beste Richter unter uns."
Mehr als
einmal ließ 'Umar 'Alyy als seinen Stellvertreter in AI-Madina zurück, wenn er die Stadt
zu verlassen hatte. In der Tat hielt 'Umar 'Alyy für den am meisten geeigneten Mann, um
seine Amtsgeschäfte fortzuführen. Wahrscheinlich bestimmte er ihn nur deshalb nicht
ausdrücklich zu seinem Nachfolger, weil er annahm, daß das Volk ihn wählen würde. In
den ersten Jahren von 'Utmans Kalifat hatte 'Alyy's Wort bei der Gestaltung der
Staatspolitik großes Gewicht. Erst in den späteren Jahren ließ sich der alte Kalif von
seinen Verwandten beraten.
Teilnahme an
Schlachten
'Alyy (r) war
der Held so mancher Schlacht zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.
Mit Ausnahme des Feldzugs nach Tabuk nahm er an allen Schlachten und Feldzügen teil. In
der Schlacht von Badr vollbrachte 'Alyy's Schwert wahre Wunder: Nach arabischer Sitte
traten drei der tapfersten Krieger der Qurais zum Einzelkampf vor, und 'Alyy tötete zwei
von ihnen. Die Feinde verloren dadurch den Mut.
Auf dem
Schlachtfeld von Uhud stand 'Alyy (r) tapfer an der Seite des Propheten. Diese Schlacht
ging durch die Schuld der muslimischen Bogenschützen verloren, die den Paß unverteidigt
ließen. Unordnung und Panik verbreiteten sich daraufhin unter den Muslimen, die sich zur
Flucht wandten, und es kam sogar das Gerücht auf, daß der Gesandte Allahs getötet
worden sei. In all dieser Verwirrung war 'Alyy einer von denen, die sich dicht beim
Propheten aufhielten. Der Feind hatte eine tiefe Grube ausgehoben und mit Zweigen und Gras
bedeckt, und der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, stürzte in sie hinein. Mit
Hilfe von Abu Bakr und Talha gelang es 'Alyy jedoch, ihn wieder herauszuziehen, und er und
Fatima wuschen und behandelten daraufhin seine Wunden. 'Alyy wurde siebzehnmal in dieser
Schlacht verwundet.
Im Jahre 5
n.H. verbündeten sich alle Feinde des Islam und führten eine große Armee gegen
AI-Madina. Daraufhin ließ der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,
zur Verteidigung einen tiefen und breiten Graben rund um die Stadt ausheben. Aber eines
Tages sprang 'Abdwud, ein in ganz Arabien berühmter und gefürchteter Krieger, mit seinem
Pferd über den Graben. Niemand wagte es, sich ihm zu nähern. Schließlich stellte sich
'Alyy ihm zum Kampf. "Denke daran", sagte der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm, zu 'Alyy, "es ist ´Abdwud! " "Ja, ich weiß es", entgegnete
'Alyy, und in wenigen Minuten warf er seinen mächtigen Gegner nieder und schlug ihm den
Kopf ab.
Die Juden
hatten eine Reihe starker Befestigungen in Haibar, und diese waren eine Quelle ständiger
Bedrohung für die Muslime. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, führte deshalb
schließlich eine Armee gegen sie, um diese Gefahr zu beseitigen. Die Juden lieferten den
Muslimen einen hartnäckigen Kampf, verloren aber eine Festung nach der anderen. Als die
stärkste erwies sich die Festung Qumus, und ihr Kommandant Marhab schlug alle Angriffe
zurück. Schließlich sagte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm:
"Morgen übergebe ich die Standarte einem Mann, der von Allah
und Seinem Propheten geliebt wird, und der Allah und Seinen Propheten liebt. Allah wird
ihm den Sieg schenken." Alle waren nun neugierig zu erfahren, wer der Glückliche
war. Am nächsten Morgen wurde 'Alyy die Standarte überreicht. Er schlug Marhab und
seinen Bruder und nahm die Festung ein.
'Alyy (r)
schrieb auch den Friedensvertrag von Al-Hudaibiya: Der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm, diktierte die Bedingungen, und 'Alyy schrieb sie nieder. Dabei beanstandeten die
Unterhändler der Qurais die Worte "Allahs Prophet", die jeweils immer dem Namen
des Propheten beigefügt worden waren, und wünschten statt dessen die Worte
"Muhammad Ibn 'Abdullah". Der Prophet stimmte zu, aber 'Alyy weigerte sich, die
Worte "Allahs Prophet" zu streichen. So mußte der Prophet schließlich
eigenhändig diese Worte auslöschen.
Als der
Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, siegreich in Makka einmarschierte, trug 'Alyy
die Fahne des Islam.
In der
Schlacht bei Hunain herrschte zeitweilig eine ähnliche Verwirrung wie bei Uhud. Aber
'Alyy gehörte zu denen, die dicht an der Seite des Propheten kämpften.
'Alyy's
Ernennung zum Kalifen
Nach 'Utmans
Ermordung gab es drei Tage lang keinen Kalifen. Al-Madina befand sich vollständig in der
Gewalt der Aufriihrer. Gafqi, der Anführer der ägyptischen Aufrührer, sprach die Gebete
in der Moschee des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Die meisten Sahaba hatten
Al-Madina während der düsteren Tage der Katastrophe verlassen und die wenigen, die
zurückgeblieben waren, fühlten sich völlig hilflos. Sie saßen in ihren Häusern und
ließen die Rebellen gewähren.
Diese
schlugen 'Alyy als Kalifen vor und baten ihn, das Amt anzunehmen. Zuerst weigerte sich
'Alyy, aber irgend jemand mußte ja dafür sorgen, daß das Leben wieder normal wurde;
denn in der Hauptstadt ging alles drunter und drüber. Zuerst mußten Friede und Ordnung
wieder einkehren. 'Alyy besprach sich mit den Sahaba, die noch in AI-Madina
zurückgeblieben waren, und sie sagten, er solle sich bereitfinden, dem Volk zu dienen.
So willigte
'Alyy schließlich ein, die Verantwortung zu übernehmen und die Sache der Muslime in die
Hand zu nehmen, und stimmte zu, der vierte Kalif des Islam zu werden. Dann ging 'Alyy (r)
in die Moschee des Propheten, Allahs Segen und Friede
auf ihm, um den Treueschwur entgegenzunehmen.
Malik AI-Astar war der erste, der ihm die Treue gelobte, andere folgten ihm. Talha und
Az-Zubair, die beiden bekannten Sahaba, waren zu dieser Zeit in AI-Madina. Sie gehörten
zu den sechs Wahlmännern, die damals von 'Umar (r) ernannt worden waren, und 'Alyy wollte
sicher gehen, daß sie auf seiner Seite waren. Deshalb ließ er sie rufen.
"Wenn
einer von euch Kalif werden möchte", sagte 'Alyy zu ihnen, "will ich ihm Treue
geloben."
Beide
weigerten sich jedoch, diese Bürde auf sich zu nehmen.
"Dann
gelobt mir die Treue", sagte 'Alyy.
Az-Zubair
blieb stumm, und Talha zeigte Unwillen. Als Malik Al-Astar dies bemerkte, zog er sein
Schwert und sagte:
"Gelobt
'Alyy die Treue, oder ich schlage euch die Köpfe ab!"
Daraufhin
leisteten beide den Schwur.
Als nächster
wurde Sa'd Ibn Abi Waqqas (r) gerufen, der auch einer der sechs Wahlmänner war.
"Von mir
brauchst du nichts zu befürchten. Wenn andere dir Treue gelobt haben, dann will ich es
auch tun", versicherte er 'Alyy.
Nun kam die
Reihe an 'Abdullah Ibn 'Umar, der das gleiche sagte.
"Für
dich muß jemand bürgen", sagte 'Alyy.
"Ich
kann aber keinen Bürgen anbieten", war die Antwort.
Da sprang
Malik Al-A5tar auf und rief:
"Überlasse
ihn mir, ich schlage ihm den Kopf ab!"
"Nein,
nein", sagte 'Alyy, "ich bürge selbst für ihn."
Einige der
führenden Al-Ansar legten den Eid nicht ab. Alle Angehörigen der Familie der Umayyaden
flohen nach Syrien; sie nahmen das blutgetränkte Hemd des letzten Kalifen und die
abgeschlagenen Finger seiner Frau Nä'ila mit sich.
Die erste Ansprache
Nachdem er
Kalif geworden war, hielt 'Alyy (r) seine erste Ansprache. Sie war beredt und kraftvoll.
'Alyy sagte darin: "Das Gebiet um die Al-Ka'ba ist heilig. Allah (t) befiehlt den
Muslimen, wie Brüder zu leben. Muslim ist, wer niemanden mit Wort oder Taten verletzt.
Euren Umgang mit anderen Menschen soll die Furcht vor Allah (t) bestimmen; denn am Tage
des Gerichts werdet ihr euch für euer Verhalten verantworten müssen, sogar gegenüber
den Tieren. Gehorcht Allah, dem Allmächtigen! Verwerft Seine Befehle nicht! Tut Gutes und
haltet euch fern vom Bösen!"
'Alyy (r)
wußte sehr wohl, daß eine schwere Zeit kommen würde. Die Kräfte der Gesetzlosigkeit
waren entfesselt, und ruhelose Arbeit, große Geduld und viel Einfühlungsvermögen waren
nötig, um Gesetz und Ordnung wieder herzustellen. 'Alyy hoffte, diese Aufgabe mit
Unterstützung seines Volkes zu bewältigen.
'Alyy in Verlegenheit
Nach dieser
Ansprache kamen einige Sahaba zu 'Alyy; unter ihnen waren auch Talha und Az-Zubair.
"Du bist
jetzt Kalif4, sagte die Abordnung, "deine erste Pflicht ist es, die SarTa
durchzusetzen und die Mörder 'Utmans zu bestrafen. Unter dieser Voraussetzung haben wir
dir die Treue gelobt."
"Ich
will 'Utmans Tod nicht ungerächt lassen", versicherte 'Alyy, "aber ihr müßt
warten; denn die Verhältnisse sind noch nicht normal. Die Aufrührer sind noch zu
mächtig in Al- Madina. Wir befinden uns in ihrer Gewalt, und meine eigene Stellung ist
unsicher. Deshalb wartet bitte noch. Sobald die Verhältnisse es erlauben, will ich meine
Pflicht tun." Diese Antwort stellte nicht alle zufrieden. Einige meinten, 'Alyy (r)
versuche auszuweichen, aber andere glaubten, dass seine Worte aufrichtig seien. Wieder
andere verlangten, dass das Volk selbst die Sache in die Hand nehmen solle. Wenn 'Alyy
nicht in der Lage sei, die Mörder 'Utmans zu bestrafen, dann müßten sie es eben selbst
tun.
Die
Aufrührer erfuhren von diesen Meinungsverschiedenheiten. Sie waren sicher, daß 'Alyy
sie strafen würde, wenn normale Zustände herrschten, und die Fortdauer der Unruhen war
ihre einzige Hoffnung. Um dies zu erreichen, brauchten sie nur eine Partei gegen die
andere auszuspielen. Sie begannen sofort damit und säten überall Mißtrauen. Ihr Ziel
war, die Vertreter der öffentlichen Meinung zu entzweien; denn nur dadurch konnten sie
ihre Sicherheit und ihre Zukunft retten.
Bald nach der
Übernahme seines Amtes spürte 'Alyy das furchtbare Gewicht der Schwierigkeiten auf
seinem Weg. Die Aufrührer unterstützen ihn; sie waren nach Al-Madina gekommen, um ihn
zum Kalifen zu machen. Aber sie hatten eine Methode angewandt, die er nicht billigte. Er
fühlte, daß er sie bestrafen müsse. Dazu brauchte er die gemeinsame Unterstützung der
Sahaba und all seiner Offiziere. Dieser Unterstützung war er sich jedoch nicht ganz
sicher. Daher mußte er warten und beobachten. Es gab Leute, darunter einige sehr
ehrenwerte, die diese seine Politik des Zögerns mißverstanden. Sie wünschten ein
schnelles Handeln, wie sie es in den Tagen Abu Bakrs und 'Umars gesehen hatten. Sie waren
sich nicht bewußt, daß die Verhältnisse jetzt völlig anders waren.
In diesem
Dilemma befand sich 'Alyy (r). Sein starker Gerechtigkeitssinn forderte unnachgiebiges und
schnelles Handeln; seine unsichere Lage verbot es. 'Alyy sah keinen Ausweg.
'Alyy nimmt seine Aufgabe in Angriff
'Alyy (r)
glaubte wirklich, daß 'Utmans Schwierigkeiten nur durch die Männer in dessen Umgebung
entstanden seien. Unbändiger Ehrgeiz der Familie der Banu Umayya war für ihn die
eigentliche Ursache des Geschehenen. Sie hatte sich ungebührlichen Vorteil durch den
ehrwürdigen alten Mann 'Utman (r) verschafft. Die Männer dieser Familie hatten ihn als
ihr Werkzeug benutzt, die Macht an sich gerissen und sie mißbraucht. Sie waren es, die
den Narnen des Kalifen in Verruf gebracht hatten. Sein tragischer Tod und die
fortschreitende Unruhe konnten auf das Treiben dieser Männer zurückgeführt werden. Sie
mußten gehen, wenn die Lage wieder normal werden sollte. 'Alyy entschloß sich, die
Ursache allen Übels an der Wurzel zu packen. Seine erste Handlung als Kalif war es
deshalb, alle Provinzgouverneure zu entlassen und neue Männer an ihre Stelle zu setzen.
Ibn 'Abbas und Al-Mugira Ibn Su'ba, die zu 'Alyy's treuesten Freunden gehörten, rieten
ihm jedoch von übereiltem Vorgehen ab.
"Verlange
zuerst von allen Gouverneuren den Treueid", schlugen sie ihm vor, "wenn du fest
im Sattel sitzt, kannst du tun, was du willst. Aber wenn du sie jetzt entläßt, könnten
sie sich weigern, dich als Kalifen anzuerkennen. 'Utmans Ermordung kann leicht als Vorwand
genommen werden, den sie dazu benutzen könnten, um die Waffen gegen dich zu
erheben."
Aber 'Alyy
(r) hörte nicht auf sie. Er glaubte nicht, daß die Justiz sich auch von der
Zweckmäßigkeit leiten lassen müsse.
Al-Mugira Ibn
Su'ba war darüber verärgert, und er warnte den neuen Kalifen, daß ihn seine hastige
Handlungsweise noch in Schwierigkeiten bringen werde. Dann verließ er Al-Madina und ging
nach Makka.
'Alyy nimmt seine Aufgabe in
Angriff
'Alyy (r)
glaubte wirklich, daß 'Utmans Schwierigkeiten nur durch die Männer in dessen Umgebung
entstanden seien. Unbändiger Ehrgeiz der Familie der Banu Umayya war für ihn die
eigentliche Ursache des Geschehenen. Sie hatte sich ungebührlichen Vorteil durch den
ehrwürdigen alten Mann 'Utman (r) verschafft. Die Männer dieser Familie hatten ihn als
ihr Werkzeug benutzt, die Macht an sich gerissen und sie mißbraucht. Sie waren es, die
den Narnen des Kalifen in Verruf gebracht hatten. Sein tragischer Tod und die
fortschreitende Unruhe konnten auf das Treiben dieser Männer zurückgeführt werden. Sie
mußten gehen, wenn die Lage wieder normal werden sollte. 'Alyy entschloß sich, die
Ursache allen Übels an der Wurzel zu packen. Seine erste Handlung als Kalif war es
deshalb, alle Provinzgouverneure zu entlassen und neue Männer an ihre Stelle zu setzen.
Ibn 'Abbas und Al-Mugira Ibn Su'ba, die zu 'Alyy's treuesten Freunden gehörten, rieten
ihm jedoch von übereiltem Vorgehen ab.
"Verlange
zuerst von allen Gouverneuren den Treueid", schlugen sie ihm vor, "wenn du fest
im Sattel sitzt, kannst du tun, was du willst. Aber wenn du sie jetzt entläßt, könnten
sie sich weigern, dich als Kalifen anzuerkennen. 'Utmans Ermordung kann leicht als Vorwand
genommen werden, den sie dazu benutzen könnten, um die Waffen gegen dich zu
erheben."
Aber 'Alyy
(r) hörte nicht auf sie. Er glaubte nicht, daß die Justiz sich auch von der
Zweckmäßigkeit leiten lassen müsse.
Al-Mugira Ibn
Su'ba war darüber verärgert, und er warnte den neuen Kalifen, daß ihn seine hastige
Handlungsweise noch in Schwierigkeiten bringen werde. Dann verließ er Al-Madina und ging
nach Makka.
Kühler Empfang für 'Alyy's neue Gouverneure
Die von 'Alyy
neu ernannten Gouverneure schickten sich an, ihre Ämter zu übernehmen, aber keiner von
ihnen hatte es leicht.
Ägypten
schien am ehesten auf der Seite 'Alyy's zu sein. Doch als der neue Gouverneur dort
eintraf, fand er eine ganz andere Lage vor. Ein Teil des Volkes erkannte ihn an, aber eine
starke Gruppe verlangte die rasche Bestrafung der Mörder 'Utmans. Sie sagten, ehe das
nicht geschehen sei, wollten sie mit dem neuen Kalifen und seinen Gouverneuren nichts zu
tun haben. Eine andere Gruppe verlangte das Gegenteil. Sie forderte, daß die Mörder
überhaupt nicht bestraft werden sollten.
Der neue
Gouverneur von Al-Basra sah sich vor einer ähnlichen Schwierigkeit: Eine Gruppe im Volk
stand hinter den Aufrührern, eine andere war gegen sie. Der für Al-Kufa ernannte
Gouverneur war noch unterwegs, als er auf eine starke Gruppe mächtiger Männer dieser
Stadt stieß.
"Es ist
besser, wenn du zurückkehrst", sagten sie.
"Das
Volk von Al-Kufa will dich nicht an der Stelle von Abu Musa Al-As'aryy haben. Setze dein
Leben nicht aufs Spiel!"
Die Drohung
schüchterte den armen, zum Gouverneur bestimmten Mann so ein, daß er folgsam nach
Al-Madina zurückkehrte.
Als der für
Syrien ausgesuchte Gouverneur Tabuk erreichte, fand er seinen Weg von Mu'awiyas Soldaten
versperrt. Er zeigte ihnen sein Ernennungsschreiben.
"Wärst
du von 'Utman ernannt worden, dann wärst du willkommen. Da du aber von einem anderen
geschickt worden bist, tust du besser daran, umzukehren", sagten sie, und so mußte
auch dieser zum Gouverneur Berufene nach AI- Madina zurückkehren.
Der neue
Gouverneur vom Yemen übernahm sein Amt ohne Schwierigkeiten. Aber sein Vorgänger hatte
ihm eine leere Staatskasse hinterlassen.
Mu'awiya erkennt 'Alyy's Kalifat
nicht an
Al-Kufa
und Syrien waren die beiden Provinzen, die öffentlich die Autorität des neuen Kalifen
mißachtet hatten. 'Alyy (r) sandte deshalb Boten zu ihren Gouverneuren und forderte von
ihnen eine Erklärung. Abu Musa Al-As'aryy, der Gouverneur von Al-Kufa, gab eine
befriedigende Antwort: Er versicherte dem Kalifen seine Treue und sagte, daß das Volk den
neuen Kalifen anerkannt habe. Was den Gouverneur von Syrien anbelangst, so hatte 'Alyy in
seinem Brief an Mu'awiya geschrieben:
"Gelobe
mir deine Treue oder mache dich zum Kampf bereit."
Mu'awiya
sandte einen besonders klugen Mann, der seinen Antwortbrief überbrachte. 'Alyy Öffnete
ihn und las:
"Im
Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen."
Über diese
wenigen Worte war 'Alyy erstaunt.
"Was
will Mu'awiya damit sagen?" fragte er den Boten. Dieser stand auf und sagte:
"Als ich
Syrien verließ, weinten 50.000 alte Kämpfer um 'Utman. Ihre Barte waren feucht von
Tränen, und sie haben geschworen, die Mörder des Kalifen zu bestrafen. Sie werden ihr
Schwert nicht eher in die Scheide stecken, als bis sie Rache genommen haben."
Einer der
Männer, die bei ´Alyy saßen, stand auf und sagte:
"Bote
von Syrien, glaubst du, daß du uns mit der syrischen Armee einschüchtern kannst? Bei
Allah, 'Utmans Hemd ist nicht das Hemd des Propheten Joseph, auch ist Mu'awiyas Sorge um
ihn nicht die Sorge des Propheten Jakob. Wenn man auch in Syrien um 'Utman trauert, gibt
es doch auch Leute im Irak, die schlecht von ihm sprechen."
Die Worte des
Boten verletzten auch 'Alyy, und er rief aus:
"O
Allah, Du weißt sehr gut, daß ich mit 'Utmans Ermordung nichts zu tun
habe. Bei Allah, seine Mörder sind
entkommen!"
Mu'awiyas
Antwort war ein deutlicher Hinweis auf die Absichten des syrischen Gouverneurs: Ohne Kampf
würde er nicht nachgeben. Daher bereitete sich 'Alyy darauf vor. Al- Hasan, sein
ältester Sohn, war gegen Blutvergießen. Er bat seinen Vater, lieber das Kalifat
aufzugeben, als einen Bürgerkrieg heraufzubeschwören.
"Auf die
Dauer wird das Volk deine Führung doch anerkennen", fuhr er fort. 'Alyy
stimmte dieser Auffassung seines Sohnes jedoch nicht zu. Der drohende Zusammenstoß
zwischen 'Alyy und Mu'awiya verursachte Unbehagen in AI-Madina. Jeder wußte, wie mächtig
und klug der syrische Gouverneur war; es würde sehr schwierig sein, ihn in die Knie zu
zwingen. 'Alyy meinte, daß er selbst diese Aufgabe übernehmen sollte. Bald war eine
Armee bereit, um gegen die zu kämpfen, die die Herrschaft des Kalifen nicht anerkannten.
Die Kamelschlacht
'A'ischa
fordert Vergeltung für 'Utman
Ehe 'Alyy
sich mit Mu'awiya befassen konnte, sah er sich einer anderen Gefahr gegenüber: 'A'ischa,
Tochter Abu Bakrs und eine Witwe des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wandte
sich gegen ihn. Als 'Utman erschlagen wurde, vollzog sie gerade den Hagg.
Als sie auf
dem Heimweg die schreckliche Nachricht von seiner Ermordung erhielt, kehrte sie nach Makka
zurück und wandte sich an eine öffentliche Versammlung. Sie erzählte den Menschen, wie
grausam die Aufrührer gewesen waren, als sie den Kalifen kaltblütig töteten, dazu noch
in der Stadt des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Sie forderte die Menge auf,
den Tod des ermordeten Kalifen zu rächen. Hunderte von Männern folgten dem Aufruf
'A'ischas, darunter auch der Gouverneur von Makka. In der Zwischenzeit waren auch Talha
und Az-Zubair in Makka eingetroffen. Sie berichteten 'A'ischa (r), was sie in Al-Madina
gesehen hatten, und drängten sie, schnell gegen die Aufrührer zu handeln. Sie sicherten
ihr ihre Unterstützung zu und gaben ihr den Rat, nach Al-Basra zu gehen, um weitere
Truppen zur Verstärkung für ihr Vorhaben zu gewinnen. Zu dieser Zeit war auch 'Abdullah
Ibn 'Umar in Makka. Man versuchte, ihn auf 'A'ischas Seite zu ziehen, aber der fromme
'Abdullah (r) weigerte sich, in den Bürgerkrieg hineingezogen zu werden.
'A'ischa (r) machte sich an der Spitze einer starken Streitmacht
auf den Weg nach Al-Basra. Unterwegs stießen weitere Kämpfer zu ihr, und als sie
Al-Basra erreichte, standen 3000 Mann unter ihrer Fahne. Der Gouverneur von Al-Basra
sandte ihr Leute entgegen, um den Grund ihres Besuches zu erfahren. Sie sagte, sie sei
gekommen, um das Volk auf seine Pflicht gegenüber dem ermordeten Kalifen aufmerksam zu
machen. Die Boten fragten dann auch Talha (r) und Az-Zubair (r), warum sie gekommen seien.
"Wir
wollen den Tod 'Utmans rächen", erwiderten sie. "Aber ihr habt doch 'Alyy die
Treue geschworen", wandten die Boten ein. "Das Gelöbnis wurde unter Druck
abgelegt", sagten die beiden. "Allerdings müßten wir zu unserem Eid stehen,
wenn 'Alyy 'Utmans Tod gerächt oder uns erlaubt hätte, es zu tun." Der Gouverneur
von Al-Basra entschied, 'A'ischa Widerstand zu leisten, bis Hilfe von 'Alyy kam. Er
führte eine Armee vor die Stadt und machte sich zum Kampf bereit. Als beide Heere sich
gegenüberstanden, richtete 'A'ischa (r) einen aufrührenden Appell an die Gefühle des
Heeres aus Al-Basra. Sie sprach von 'Utmans kaltblütiger Ermordung und erklärte, daß
die Rache notwendig sei. Ihre Rede war so wirkungsvoll, daß die halbe Armee des
Gouverneurs auf ihre Seite trat. Dann begann der Kampf. Er dauerte bis zum Abend und wurde
auch am nächsten Tag fortgesetzt, bis man endlich mittags Frieden schloß; man kam
überein, einen Mann nach Al-Madina zu schicken, der herausfinden sollte, ob Talha und
Az-Zubair ihren Treueschwur auf 'Alyy aus freiem Willen oder unter Druck abgelegt hätten.
Im ersten Fall sollte 'A'ischa ihr Heer zurückziehen, im letzteren Fall müßte der
Gouverneur Al-Basra aufgeben.
Der oberste
Richter von Al-Basra wurde dazu bestimmt, nach Al-Madina zu gehen und die Wahrheit
herauszufinden, und beide Parteien wollten seinen Bericht anerkennen. Der oberste Richter
war Ka'b Ibn Taur. Er erreichte Al-Madina an einem Freitag und begab sich sogleich in die
Moschee des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er stellte sich vor das Volk und
sagte: "O Leute, das Volk von Al-Basra sendet mich, um herauszufinden, ob Talha
und Az-Zubair ihren Treueid freiwillig oder unter Druck geleistet haben."
"Bei
Allah !" entgegnete Usama Ibn Zaid. "Er wurde unter Bedrohung mit dem Schwert
abgegeben."
Usamas Worte
wurden von einer Anzahl führender Sahaba bestätigt. Der oberste Richter von Al-Basra sah
es somit als erwiesen an, daß die Aussage von Talha und Az-Zubair richtig war.
A'ischa besetzt Al-Basra :
Als 'Alyy von
den Vorgängen in Al-Basra erfuhr, schrieb er dem Gouverneur, er solle nicht nachgeben.
"Selbst
wenn Talha und Az-Zubair zum Treueid gezwungen worden sind", hieß es in seinem
Brief, "für die Einheit der Muslime ist Gewalt nötig. Sie wird jedoch nicht
benutzt, um sie zu entzweien."
Inzwischen
war der oberste Richter nach Al-Basra zurückgekehrt. Er
bestätigte, was Talha und Az-Zubair gesagt hatten, und diese verlangten, daß der
Gouverneur sein Wort halten und die Stadt aufgeben solle.
Dieser hatte
aber inzwischen gegenteilige Anweisungen erhalten. Seine Pflicht gegenüber dem Kalifen
stellte er über sein gegebenes Wort, und er kämpfte, um die Stadt zu verteidigen. Er
wurde jedoch besiegt und gefangengenommen, und Al-Basra wurde am 4. des Monats
Rabi'u-1-Ahir des Jahres 36 n.H. besetzt.
Talha
und Az-Zubair begannen sogleich, nach Leuten zu suchen, die am Aufstand gegen 'Utman (r)
teilgenommen hatten, und Hunderte von Männern wurden aufgegriffen und verhört. Eine
große Zahl von ihnen wurde eingesperrt und vor Gericht gestellt, viele wurden für
schuldig befunden und getötet.
Nach der
Besetzung Al-Basras richteten 'A'ischa, Talha und Az-Zubair einen langen Brief an die
Gouverneure der verschiedenen Provinzen des islamischen Reiches, in dem beschrieben wurde,
wie schwer Allahs Hand die Mörder 'Utmans in Al-Basra getroffen habe.
Die Sahaba widersprechen 'Alyy
Die Vorfälle
in Al-Basra beunruhigten 'Alyy sehr, und er beschloß, zunächst von Mu'awiya abzulassen,
um zuerst im Irak Ordnung zu schaffen. Einen Zusammenstoß mit 'A'ischa (r) konnte er
leider nicht verhindern. Er rief das Volk von Al-Madina unter seine Fahne, aber der
Widerhall war schwach; denn der Gedanke an das Unternehmen war für die meisten Sahaba
unerträglich. Wie konnten sie mit der Witwe des Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm, die Schwerter kreuzen? Sa'd Ihn Abi Waqqas (r), der Eroberer Persiens, sagte:
"Führer
der Gläubigen! Ich wünsche ein Schwert, das die Muslime von den Ungläubigen trennt.
Wenn du mir ein solches gibst, kämpfe ich an deiner Seite; hast du aber kein solches
Schwert, dann entschuldige mich bitte." , 'Abdullah Ibn 'Umar sagte:
"Im
Namen Allahs fordere ich dich auf, nichts von mir zu verlangen, was meinem Gewissen
widerspricht."
"Der
Gesandte Allahs befahl mir", sagte Muhammad Ibn Muslima, "mein Schwert nur gegen
Ungläubige zu benutzen. Aber er bat mich, es zu zerbrechen, wenn es sich gegen Muslime
richten sollte, und ich habe mein Schwert bereits in Stücke zerbrochen."
Usama Ibn
Zaid rief:
"Bitte
befreie mich von dieser Pflicht! Ich habe einen Eid abgelegt, gegen niemanden zu kämpfen,
der sagt: »Es ist kein Gott außer Allah«".
Als Malik
Al-Astar erfuhr, was diese Sahaba gesagt hatten, schlug er ´Alyy vor, sie ins Gefängnis
zu werfen.
"Nein",
erwiderte 'Alyy, "ich will sie nicht gegen ihren Willen zwingen."
Die Sahaba widersprechen 'Alyy
Die Vorfälle
in Al-Basra beunruhigten 'Alyy sehr, und er beschloß, zunächst von Mu'awiya abzulassen,
um zuerst im Irak Ordnung zu schaffen. Einen Zusammenstoß mit 'A'ischa (r) konnte er
leider nicht verhindern. Er rief das Volk von Al-Madina unter seine Fahne, aber der
Widerhall war schwach; denn der Gedanke an das Unternehmen war für die meisten Sahaba
unerträglich. Wie konnten sie mit der Witwe des Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm, die Schwerter kreuzen? Sa'd Ihn Abi Waqqas (r), der Eroberer Persiens, sagte:
"Führer
der Gläubigen! Ich wünsche ein Schwert, das die Muslime von den Ungläubigen trennt.
Wenn du mir ein solches gibst, kämpfe ich an deiner Seite; hast du aber kein solches
Schwert, dann entschuldige mich bitte." , 'Abdullah Ibn 'Umar sagte:
"Im
Namen Allahs fordere ich dich auf, nichts von mir zu verlangen, was meinem Gewissen
widerspricht."
"Der
Gesandte Allahs befahl mir", sagte Muhammad Ibn Muslima, "mein Schwert nur gegen
Ungläubige zu benutzen. Aber er bat mich, es zu zerbrechen, wenn es sich gegen Muslime
richten sollte, und ich habe mein Schwert bereits in Stücke zerbrochen."
Usama Ibn
Zaid rief:
"Bitte
befreie mich von dieser Pflicht! Ich habe einen Eid abgelegt, gegen niemanden zu kämpfen,
der sagt: »Es ist kein Gott außer Allah«".
Als Malik
Al-Astar erfuhr, was diese Sahaba gesagt hatten, schlug er ´Alyy vor, sie ins Gefängnis
zu werfen.
"Nein",
erwiderte 'Alyy, "ich will sie nicht gegen ihren Willen zwingen."
Hilfe
aus Al-Kufa
Gegen Ende
des Monats Rabi'u-1-Awwal im Jahre 36 n.H. brach 'Alyy (r) in den Irak auf. Er hoffte, vor
seinen Rivalen in Al-Basra zu sein, aber der Weg war zu lang und die Zeit zu kurz. In Du
Qar erfuhr er, daß Al-Basra von 'A'ischa (r) besetzt worden war. Deshalb hielt er an.
'Alyy (r) hatte wiederholt Abu Musa Al-As'aryy, den Gouverneur von Al-Kufa, um Hilfe
gebeten. Dieser scheute den Bürgerkrieg sehr. Er haßte den Anblick von Muslimen, die
sich an die Kehle springen, und wollte sich aus dem Streit heraushalten. Das Volk von
Al-Kufa teilte seine Meinung und wollte im Kampf zwischen 'A'ischa und 'Alyy nicht Partei
ergreifen.
Schließlich
sandte 'Alyy seinen ältesten Sohn Al-Hasan nach Al-Kufa. Als er dort ankam, hielt Abu
Musa gerade eine Versammlung in der Hauptmoschee ab, in der er sich scharf gegen den
Bürgerkrieg aussprach. Als er geendet hatte, sprang Al-Hasan nach vorn und erklärte dem
Volk, daß sein Vater der rechtmäßige Kalif sei, daß Talha und Az-Zubair ihr Wort
gebrochen hätten und daß es die Pflicht des Volkes sei, seinem Kalifen im Kampf gegen
Ungerechtigkeit zu helfen. Seine Rede erzielte eine sofortige Wirkung; ein führender Mann
von Al-Kufa stand auf und sagte: "Volk von Al-Kufa! Unser Gouverneur hat recht mit
dem, was er sagt. Aber die Einheit des Reiches ist ebenso notwendig. Ohne sie gibt es
keine Sicherheit für Frieden und Gerechtigkeit. 'Alyy ist der gewählte Kalif. Er ruft
euch auf, mit ihm gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen, und ihr müßt ihm helfen, so gut ihr
könnt."
Diesem Appell
folgten ähnliche Aufrufe anderer führender Männer von Al-Kufa. Das Volk war ergriffen,
und bald marschierten 9000 Mann, um sich 'Alyy anzuschließen. 'Alyy versicherte diesen
Männern, daß er alles in seiner Macht Stehende tun werde, um Blutvergießen zu
verhindern; selbst wenn der Kampf unvermeidlich werde, würde er ihn nach Möglichkeit
beschränken.
Die Friedensverhandlungen
Als Al-Basra
erreicht war, schickte 'Alyy einen Mann zu 'A'ischa, um die Mißverständnisse zu klären,
die zwischen ihnen bestanden.
"Was
wollt ihr wirklich?" fragte der Mann sie und ihre Anhänger.
"Wir
wünschen nichts als das Wohlergehen der Muslime", antwortete sie. "Dies ist
nicht möglich, solange 'Utmans Tod nicht gerächt ist."
'Alyy's
Abgesandter fuhr fort:
"Das
Verlangen nach Vergeltung ist wohl berechtigt. Aber wie könnt ihr Hand an Übeltäter
legen, wenn ihr nicht vorher die Hand des Kalifen stark macht? Ihr habt ja eure
Erfahrungen gemacht, als ihr die Aufrührer in Al-Basra bestraft habt. Ihr wart hilflos im
Fall Harqus Ihn Az-Zubair. Ihr wolltet ihn töten, aber 6000 Mann erhoben sich, um den
Angeklagten zu verteidigen, und ihr mußtet ihn schließlich freilassen. Wenn man euch
zwingen kann, das Verbrechen eines einzigen Mannes zu übersehen, wie könnt ihr dann
'Alyy tadeln? Wenn ihr wirklich die Wirren beenden wollt, dann kommt zur Fahne des
Kalifen! Zieht das Volk nicht in den Bürgerkrieg! Das geht das ganze Volk an. Ich hoffe,
daß ihr Frieden und Ordnung mehr liebt als Kampf und Blutvergießen." 'A'ischa,
Talha und Az-Zubair waren sehr bewegt von dieser Rede.
"Wenn
'Alyy wirklich bereit ist, 'Utmans Tod zu sühnen", erklärten sie, "können
unsere Meinungsverschiedenheiten leicht beigelegt werden."
Der
Abgesandte brachte 'Alyy diese hoffnungsvolle Nachricht. Mit ihm kamen auch einige Männer
aus Al-Basra, die sichergehen wollten, daß 'Alyy sie nicht wie einen unterlegenen Feind
behandeln würde. 'Alyy versprach ihnen, daß sie nichts zu befürchten hätten.
Die Hoffnung
auf Frieden wuchs. Aber im Heere 'Alyy's befanden sich 'Abdullah Ibn Saba' und seine
Helfershelfer,
die keinen
Frieden wollten und über 'Alyy's Worte nach der Rückkehr des Boten von Al-Basra sehr
beunruhigt waren. Er hatte nämlich zum Volk gesagt:
"Das
größte Geschenk Allahs an uns war die Einigkeit. Sie machte uns groß und stark, sehr
zum Mißfallen der Feinde des Islam. Diese haben versucht, unsere Einigkeit zu zerstören.
Hütet euch vor ihnen! Morgen wollen wir in friedlicher Absicht nach Al-Basra ziehen.
Diejenigen, die an der Ermordung 'Utmans irgendwie beteiligt waren, sollten sich von uns
trennen."
'Abdullah Ihn
Saba' und seine Männer waren über diese Erklärung bestürzt und trafen sich zu geheimer
Beratung. '"Alyy will 'Utmans Tod rächen", flüsterten sie sich zu. "Jetzt
sagt er dasselbe wie Talha, Az-Zubair und 'A'ischa. Wir müssen etwas dagegen tun!"
Am folgenden Tag brach 'Alyy mit seinen Männern nach Al-Basra auf.
Talha und Az-Zubair kamen mit ihrem Heer aus der Stadt heraus, und beide Streitmächte
lagen sich drei Tage lang gegenüber. Die Friedensgespräche wurden fortgeführt, und am
dritten Tag trafen sich die Anführer beider Heere persönlich. Sie ritten aufeinander zu,
und 'Alyy, Talha und Az-Zubair standen sich schließlich so dicht gegenüber, daß sich
die Hälse ihrer Pferde berührten.
"Bin ich
nicht euer Bruder?" fragte 'Alyy die beiden. "Ist das Blut des einen Muslim dem
anderen Muslim nicht heilig?"
Talha
entgegnete:
"Aber du
hast am Aufstand gegen 'Utman teilgenommen."
'Alyy fuhr
fort;
"Ich
verfluche die Mörder 'Utmans. O Talha! Hast du mir nicht Treue geschworen?"
"Ja,
aber unter dem Druck des Schwertes", erwiderte Talha.
Dann wandte
sich 'Alyy an den anderen:
"Erinnerst
du dich, Az-Zubair, daß der Gesandte Allahs dich eines Tages fragte, ob du mich liebst?
Du sagtest »Ja!«. Da prophezeite er, daß du einmal gegen mich ohne wirklichen Grund
kämpfen würdest."
Az-Zubair
antwortete:
"Gewiß!
Ich erinnere mich der Worte des Gesandten Allahs."
Nach diesem
Gespräch, das die Herzen einander näher brachte, ritten die drei Männer in ihr Lager
zurück. Jeder dachte ernsthaft darüber nach, welches Leid aus einem Bürgerkrieg
entstehen würde. Man spürte, daß der Friede nun nahe war.
'Alyy (r) war
sehr befriedigt über die Unterredung. Er war fast sicher, das Blutvergießen verhindert
zu haben, und gab strenge Anweisung, daß niemand auch nur einen Pfeil abschießen dürfe.
In der Nacht bat er Allah (t), den Muslimen die Schrecken eines Bürgerkrieges zu
ersparen.
Die
Schlacht
Die Nacht kam
heran, und beide Heere lagen in tiefem Schlaf. Aber 'Abdullah Ibn Saba' und seine Helfer
waren die ganze Zeit über wach. Jetzt sahen sie ihre letzte Gelegenheit gekommen, und die
wollten sie sich nicht entgehen lassen. Es war noch dunkel, als plötzlich das Kirrren von
Stahl die Luft erfüllte: Ibn Saba' und seine Männer hatten einen plötzlichen Angriff
auf 'A'ischas Heer unternommen, und schnell war die Schlacht in vollem Gange. Talha und
Az-Zubair wurden von dem Lärm überrascht.
"Was ist
hier los?" fragten sie.
"'Alyy's
Heer hat einen Nachtangriff begonnen", lautete die Antwort.
"O
weh", riefen sie, " man konnte 'Alyy also nicht davon abhalten, das Blut von
Muslimen zu vergießen! Wir haben das die ganze Zeit befürchtet!"
'Alyy war
ebenfalls bestürzt über den plötzlichen Ausbruch des Waffenlärms.
"Was
geschieht da?" fragte er.
"Talha
und Az-Zubair haben uns überfallen", antworteten die Gefolgsleute Ibn Saba's.
"O
weh", sagte 'Alyy, "nun haben Talha und Az-Zubair sich doch nicht davon
zurückhalten lassen, das Blut von Muslimen zu vergießen! Das hatte ich die ganze Zeit
befürchtet!"
Der Kampf
tobte immer heftiger. Muslime töteten andere Muslime, und Hunderte fielen auf jeder
Seite. Auch Talha fiel im Kampf. Az-Zubair floh vom Schlachtfeld. Der größte Teil von
'A'ischas Streitmacht schmolz dahin, aber ein hartnäckiges Gefecht wütete noch rund um
ihr Kamel. Sie saß auf dem Rückensitz des Kamels und leitete den Kampf. Eine große
Menge frommer Muslime kämpfte verzweifelt zu Ehren der Witwe des Propheten, Allahs Segen
und Friede auf ihm, -70 Männer einer nach dem anderen - hielten das Zaumzeug des Kamels
und ließen dabei ihr Leben. 'Alyy's Herz blutete, als er das sah. Das kostbare Leben von
Muslimen wurde für nichts hingegeben. Schließlich befahl der Kalif einem seiner Männer,
'A'ischas Kamel die Hinterbeine abzuschlagen. Er tat es, und das Kamel fiel auf die
Vorderbeine. Der Rückensitz kam herab, und damit war die Schlacht zu Ende.
'A'ischa (r)
wurde unverletzt aus dem Sitz genommen, mit aller Hochachtung, die ihr gebührte. 'Alyy
trat zu ihr hin mit den Worten:
"Wie
geht es dir?" "Alles ist in Ordnung", erwiderte 'A'ischa, "Allah möge
dir verzeihen!"
"Und Er möge auch dir deinen Fehler vergeben", sagte
'Alyy. Dann sah er sich auf dem Schlachtfeld um. Viele wohlbekannte Sahaba lagen im Staub.
Über 10.000 Mann von beiden Seiten hatten ihr Leben gelassen, darunter einige der besten
Männer des Islam. 'Alyy (r) war davon tief berührt; er sprach für alle Gebete und ließ
sie beerdigen. Seinen Männern verbot er, Beute zu machen; alles, was herumlag, wurde
eingesammelt, und die Leute von Al-Basra bekamen vom Kalifen das zurück, was ihnen
gehörte. Nachdem Az-Zubair das Schlachtfeld verlassen hatte, begab er sich in Richtung
Makka. Als er in einem Tal anhielt, um zu beten, wurde er, vertieft im Gebet, von einem
Mann mit Namen 'Amr Ibn Garmaz erschlagen. ´Amr Ibn Garmaz brachte dem Kalifen die
abgeschlagenen Arme Az-Zubairs in der Hoffnung, einen Lohn dafür zu erhalten, daß er
'Alyy's Rivalen getötet hatte. Aber an Stelle einer Belohnung erhielt er einen scharfen
Verweis.
"Ich sah
den Besitzer dieses Schwertes mehrere Male für den Gesandten Allahs kämpfen", sagte
'Alyy, "und ich verkünde seinem Mörder das Feuer der Hölle! " Nachdem
'A'ischa (r) sich noch einige Tage in Al-Basra aufgehalten hatte, schickte 'Alyy sie unter
der Obhut ihres Bruders Muhammad Ibn Abi Bakr nach AI-Madina zurück. Kurz vor ihrer
Abreise scharte sich eine Anzahl von Männern um ihr Kamel, und sie richtete folgende
Worte an sie: "Ihr habt euch gegenseitig nichts vorzuwerfen. Bei Allah , zwischen mir
und 'Alyy hat es keine Feindschaft gegeben. Ich halte 'Alyy für einen guten Mann."
'Alyy sagte
darauf:
"Sie hat
ganz recht, und sie nimmt eine hohe Stellung in unserem Glauben ein; hier auf Erden und in
der kommenden Welt ist sie die geehrte Frau des Gesandten Allahs." 'Alyy begleitete
'A'ischa viele Kilometer weit. Dann begann er, die Ordnung in Al-Basra wiederherzustellen.
Die Stadt hatte die Waffen gegen den Kalifen erhoben, aber 'Alyy erließ eine
Generalamnestie. Er hielt eine bewegende Ansprache in der Hauptmoschee, in der er das Volk
aufforderte, sich die Pflichten gegenüber Allah (t) stets vor Augen zu halten. Er nahm
den Treueschwur vom Volk entgegen und ernannte 'Abdullah Ibn 'Abbas (r) zum Gouverneur von
Al-Basra. Als die Stadt fiel, hielten sich einige führende Männer der Banu Umayya in
Al-Basra auf, darunter auch der verrufene Marwan. Diese Männer warteten ab, was geschehen
würde. Als der Kalif von ihrer Anwesenheit erfuhr, gewährte er auch ihnen
dieGeneralamnestie. Sie gingen daraufhin nach Syrien und schlossen sich Mu'awiya an.
Die Schlacht von Siffin
Vorbereitungen
zum Kampf
'Alyy (r)
richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Mu'awiya. Mit Ausnahme von Syrien wurde 'Alyy jetzt
vom ganzen Reich als Kalif anerkannt. Aber der vierte Kalif kehrte nicht nach
AI-Madina zurück, sondern wählte Al-Kufa als Hauptstadt. Dafür hatte er zwei
Gründe: Erstens besaß er hier eine sehr große Anhängerschaft, und zweitens waren die
Staatseinkünfte im Irak reichlicher als in AI-Madina. Mit ihnen konnte man einen Krieg
gegen die reiche Provinz Syrien leichter führen. Vor einem Krieg wollte 'Alyy (r) jedoch
alle friedlichen Mittel ausschöpfen. Er schickte einen Unterhändler zu Mu'awiya, der den
syrischen Gouverneur aufforderte, den neuen Kalifen anzuerkennen. Mu'awiya erwiderte
jedoch:
"Laßt
zuerst die Mörder 'Utmans bestrafen. Dann laßt die Muslime ihren Kalifen frei
wählen."
Es war klar,
daß Mu'awiya den Kalifen so lange wie möglich hinhalten wollte. Er war seit 'Umars
Kalifat Gouverneur von Syrien und Befehlshaber der syrischen Armee. Klug und überlegt
hatte er sich beim Volk beliebt gemacht. 'Utmans Ermordung gab ihm Gelegenheit, aus seiner
Beliebtheit Vorteil zu ziehen. Mu'awiya war sich seiner Macht bewusst und wollte diese um
jeden Preis behalten. Er würde nur nach hartem Kampf aufgeben.
'Alyy (r) zog
mit einem großen Heer von Al-Kufa aus los. In An-Nahila schloß sich ihm 'Abdullah Ibn
'Abbas an, der Gouverneur von Al-Basra, und mit ihm seine Armee. Nachdem 'Alyy (r)
seine Streitmacht neu geordnet hatte, zog er nordwärts nach Syrien. Er überquerte den
Euphrat und errichtete ein Feldlager bei Siffin.
Mu'awiya war
auf den Kampf gut vorbereitet. Die Oberen der Umayyaden, die aus Al-Madina geflohen waren,
hielten sich alle bei ihm auf. Sie standen seit Jahren im Blickpunkt der Öffentlichkeit,
und nun verstärkten sie Mu'awiyas Macht. Er gewann auch 'Amr Ibn Al-'As für sich, den
Eroberer von Ägypten, der wegen seiner Staatskunst berühmt war. Mu'awiya stachelte das
Volk so auf, daß es fast in Hysterie verfiel. 'Utmans blutgetränktes Hemd und Na'ilas
abgeschlagene Finger wurden oft in der Hauptmoschee von Damaskus gezeigt, und bewegende
Geschichten wurden über die tragische Ermordung des letzten Kalifen verbreitet. Das
Ergebnis war ein Sturm der Entrüstung, und Tausende von Syrern schworen, den Tod 'Utmans
zu rächen. Sie legten einen Eid ab, weder in einem Bett zu schlafen noch ein kaltes
Getränk zu sich zu nehmen, ehe dies nicht geschehen sei. Mu'awiya erfuhr von 'Alyy's
Vormarsch. Er führte ihm ein Heer entgegen, das sich auf der anderen Seite von Siffin
niederließ. Beide Heere waren bereit, sich miteinander zu messen.
Friedensangebot
Zwei Tage
lang geschah nichts. Dann sandte ´Alyy (r) am dritten Tag drei Unterhändler zu Mu'awiya.
Einer von ihnen, Basir, sagte zu ihm:
"Mu'awiya!
Dieses Leben ist kurz. Du mußt vor Allah treten und dich für dein Tun verantworten. Ich
beschwöre dich in Allahs Namen, keine Zwietracht unter den Muslimen zu säen. Ich bitte
dich, vergieße nicht das Blut von Muslimen in einem Bürgerkrieg."
"Warum
hältst du diese Predigt nicht deinem Freund 'Alyy?" fragte Mu'awiya.
Basir
antwortete:
"'Alyy's
Fall ist anders als deiner. Er ist ein Mann von großer Gelehrsamkeit. In der Religion
nimmt er eine hohe Stellung ein. Er ist einer der allerersten Muslime und sehr nah mit dem
Propheten verwandt. All dies macht ihn zum am meisten geeigneten Mann für das Kalifat.
Auch du solltest ihm Treue geloben und dir damit einen guten Namen in dieser und der
künftigen Welt machen!"
Mu'awiya
erklärte:
"Aber
sollte ich das Verlangen aufgeben, 'Utmans Tod zu rächen? Bei Allah, das will ich niemals
tun!"
Basir wollte
etwas entgegnen, aber sein Begleiter Sait kam ihm zuvor mit den Worten:
"Mu'awiya,
wir wissen gut, was du meinst. Du zögertest, 'Utman zu helfen und bist dadurch
mitschuldig an seinem Tod. Und nun nimmst du seine Ermordung als Vorwand, das
Kalifat zu beanspruchen. Bedenke,
daß dir diese Handlungsweise nichts Gutes bringen wird! Sollte es
dir nicht gelingen, Kalif zu werden, hast du ein sehr hartes Los zu erwarten. Aber auch
wenn du Erfolg haben solltest, kannst du dem Feuer der Hölle nicht entgehen!"
Diese Worte
machten Mu'awiya sehr ärgerlich.
"O du
hochmütiger Bauer", wetterte er, "du hast eine große Lüge aufgetischt. Geh
weg! Das Schwert soll entscheiden!"
Ein Monat Waffenruhe
Die
Unterhändler kamen mit leeren Händen zurück, und der Kampf schien nun unvermeidlich.
Beide Seiten hatten jedoch offenbar keine Lust, ihn zu beginnen. Muslime standen nun
Muslimen gegenüber; manchen von ihnen klangen noch die Worte des Propheten, Allahs Segen
und Friede auf ihm, aus seiner letzten Rede in den Ohren:
"Das
Leben, die Ehre und das Eigentum eines Muslimbruders seien euch heiliger als der heilige
Monat des Hagg und das heilige Gebiet von Makka."
In beiden
Armeen waren Männer, die mit eigenen Ohren diese Worte aus dem Munde des Propheten,
Allahs Segen und Friede auf ihm, gehört hatten, und sie hofften aufrichtig, dass noch
ein Weg gefunden würde, den Bürgerkrieg zu verhindern.
Im Monat
Du-1-Higga des Jahres 36 n.H. begann der Kampf mit einzelnen Gefechten; nach einigen Tagen
folgten leichte Zusammenstöße kleinerer Kampfgruppen. So zog sich der ganze Monat
Du-1-Higga hin. Als der Neumond des neuen Jahres am Himmel erschien, wurden die Gefechte
eingestellt, und 'Alyy und Mu'awiya ließen einen Monat lang die Waffen ruhen.
Diese
Zeit war eine günstige Gelegenheit für neue Friedensgespräche;
denn auf beiden Seiten wollte man keinen Bürgerkrieg. 'Alyy
(r) sandte als erster eine neue
Friedensdelegation zu Mu'awiya. 'Adyy Ihn Hatim At-Ta'yy, der sie führte, sprach zu
Mu'awiya:
"O
Mu'awiya, wir kommen zu dir mit einem Angebot von Frieden und Liebe. Wenn du es annimmst,
enden die inneren Streitigkeiten der Muslime, und es gibt kein Blutvergießen. Bedenke,
'Alyy ist dein Bruder! Er ist der erste unter den Muslimen; außer dir und deinen Leuten
haben ihn alle als Kalif anerkannt. Gelobe auch du ihm die Treue, um diese Sache zu
beenden. Tust du es nicht, wird es dir ergehen wie den anderen in der Kamelschlacht."
"Ich
bedauere", sagte Mu'awiya, "kommst du, um Frieden zu machen oder um mich zu
bedrohen, 'Adyy? Bei Allah, ich bin der Enkel von Harb, ich fürchte mich nicht vor dem
Krieg!
Ich weiß,
daß auch du irgendwie mit der Ermordung 'Utmans zu tun hast. Dafür wirst auch du zu
leiden haben!"
Die übrigen
Unterhändler gaben dem Gespräch eine andere Wendung. Sie sagten:
"Mu'awiya,
laß diese Dinge beiseite. Sprich lieber darüber, wie man den Streit beenden kann. Das
einzig Notwendige ist der Friede. Auch dir ist 'Alyy's
Gelehrsamkeit und Frömmigkeit bekannt. Kein frommer und gelehrter Mann wird seine
Führerschaft in Frage stellen. Fürchte Allah, Mu'awiya, und gib deine Opposition gegen
'Alyy auf! Wir kennen keinen frommeren und menschenfreundlicheren Mann als 'Alyy."
Darauf
antwortete Mu'awiya:
"Du
verlangst von mir, daß ich mich 'Alyy unterwerfe. Das tue ich nicht; denn er ließ es zu,
daß unser Kalif getötet wurde. Es führt nur ein Weg zum Frieden: 'Alyy soll uns die
Mörder 'Utmans ausliefern. Sie sind in seinem Lager und sind noch dazu seine Freunde.
Wenn wir sie getötet haben, werden wir 'Alyy gehorchen."
"Dann
würdest du auch einen führenden Mann wie 'Ammar Ibn Yasir töten?" fragte einer der
Abgesandten.
"Was ist
denn Besonderes an 'Ammar?" wollte Mu'awiya wissen. "Ich würde ihn auch töten,
wenn er einen Sklaven 'Utmans erschlagen hätte."
"Bei
Allah, das ist nicht möglich", gab der Mann zurück, "solange unsere Köpfe
noch auf den Schultern sind und die Erde und der Himmel nicht zu eng für dich
werden!"
"Wenn
die Dinge einen solchen Lauf nehmen", sagte Mu'awiya, "dann wirst du es vor mir
spüren."
Damit war
auch diese Friedensmission gescheitert.
Das nächste
Friedensgespräch ging von Mu'awiya aus und wurde von Habib Ibn Muslima Al-Fahryy
geleitet. Zu 'Alyy gewandt, sagte er:
'"Utman
war ein rechtmäßiger Kalif, er folgte dem Buch Allahs und dem Beispiel des Propheten und
gehorchte den Geboten Allahs. Du liebtest ihn nicht, und du hast ihn zu Unrecht getötet.
Wenn du behauptest, du hättest nichts mit seinem Tod zu tun, dann liefere uns seine
Mörder aus. Wir werden sie töten, um 'Utman zu rächen. Danach sollten die Muslime in
freier Wahl entscheiden, wer ihr Kalif sein soll."
'Alyy (r) war
beleidigt und sagte:
"Wer
bist du denn, daß du mich aus meinem Amt drängen willst? Solche Worte stehen dir nicht
zu! Bleib friedlich! Mit dir kann man keine Friedensgespräche führen!"
"Du
wirst mich in einer Stellung finden, die dich ärgern wird", entgegnete Habib, worauf
'Alyy (r) sagte:
"Was
kannst du mir schon antun? Geh nur und tu, wozu du fähig bist!"
Ein anderes
Mitglied der Abordnung sagte darauf: "Wenn ich nun etwas sage, erhalte ich dann eine
ähnliche Antwort? Nämlich, hast du uns überhaupt etwas anderes zu sagen?"
"Ja",
antwortete 'Alyy, "Allah hat uns in Seiner Güte Seinen Propheten gesandt. Er zeigte
uns den Weg der Wahrheit. Nach ihm kamen die Kalifen Abu Bakr und 'Umar, und sie waren
gerechte Herrscher. Ich hatte etwas gegen sie; denn da ich ein naher Verwandter des
Propheten bin, habe ich geglaubt, es sei mein Recht, Kalif zu werden. Aber beide waren
gute Kalifen, und ich fand mich mit ihnen ab. Dann kam 'Utman. Er tat einiges zum Schaden
des Volkes, und deshalb wurde er erschlagen. Danach wandte man sich an mich. Ich hatte
nichts mit dieser Untat zu tun, und sie bedrängten mich, das Kalifat zu übernehmen.
Zuerst weigerte ich mich, aber als ich sah, daß kein anderer Mann dafür in Frage kam,
willigte ich ein, die Bürde auf mich zu nehmen. Talha und Az-Zubair gelobten mir die
Treue, dann waren sie gegen mich. Und jetzt stellt Mu'awiya sich mir entgegen. Er ist
weder einer der ersten Anhänger des Islam, noch hat er etwas Besonderes für unseren
Glauben geleistet. Er, sein Vater und seine ganze Familie waren lange Zeit Gegner Allahs,
Seines Propheten und der Muslime. Sie kamen zum Islam erst, als sie keine andere Wahl mehr
hatten. Es ist wirklich seltsam, daß ihr auf Mu'awiyas Seite steht und gegen die
Verwandten des Propheten seid. Ich fordere euch auf, nach dem Buch Allahs und dem Beispiel
des Propheten zu handeln! Ich rufe euch auf, der Sache der Wahrheit zu helfen und gegen
die Unwahrheit zu kämpfen!"
"Aber
was ist deine Meinung über 'Utmans Mörder?" wollte einer der Abgesandten wissen.
"War 'Utmans Ermordung nicht eine Ungerechtigkeit?"
'Alyy (r)
erwiderte: ; ;
"Darüber
sage ich nichts. Ich sage weder, daß es gerecht noch daß es ungerecht war."
Diese
Äußerung des Kalifen beleidigte die Unterhändler so sehr, daß sie aufstanden, um
wegzugehen.
"Wir
haben nichts mit einem Mann zu tun, der nicht der Meinung ist, daß 'Utman zu Unrecht
getötet wurde", erklärten sie, als sie hinausgingen.
Dann sprach
'Alyy (r) die folgenden Verse des Qur'an (Sura 30, Vers 52 und 53):
"Weder
kannst du die Toten hörend machen, noch kannst du die Tauben den Ruf hören lassen, wenn
sie (Allah) den Rücken kehren, noch wirst du die Blinden aus ihrem Irrweg leiten können.
Nur die wirst du hörend machen, die an Unsere Zeichen glauben und sich (Uns)
ergeben."
Mit dem
Fehlschlag dieser Mission waren die Friedensgespräche wieder zu Ende, und keine der
beiden Seiten unternahm einen weiteren Versuch zur Verständigung.
Die Schlacht
Am Abend des
letzten Tages des Al-Muharram im Jahre 37 n.H. gab 'Alyy (r) seinem Heer den Befehl, die
syrische Armee am nächsten Morgen anzugreifen. "Sie haben genug Zeit zum Nachdenken
gehabt", erklärte er. Am Dienstag, dem ersten Safar, begann die Schlacht. Nach einer
Woche des Kampfes war noch kein klarer Vorteil für eine der beiden Seiten zu erkennen. Am
achten Tag hielt 'Alyy (r) eine aufrüttelnde Rede, und dann führte er persönlich einen
Generalangriff. Auf der anderen Seite übernahm Mu'awiya die Führung. Der zähe Kampf
dauerte den ganzen Tag über, und keine Seite erlangte einen Vorteil. Die hereinbrechende
Nacht beendete das Gefecht.
Früh am
anderen Morgen wurde der Kampf so hart wie vorher weitergeführt, und 'Alyy's Heer ließ
schließlich Anzeichen von Schwäche erkennen. Aber 'Alyy (r) stürmte vorwärts, und sein
Beispiel ermutigte die verzagten Männer, so daß sie den Feind mit erneuter Kampfeswut
angriffen. Bald erzwangen sich einige von ihnen den direkten Weg zum Zelt Mu'awiyas. Der
Kampf wurde diesmal nicht abgebrochen, sondern wütete mit Heftigkeit die ganze Nacht
hindurch, und selbst am nächsten Morgen hörte der Waffenlärm nicht auf. Menschen und
Tiere waren ermüdet, aber keine Seite wollte sich ohne Entscheidung zurückziehen.
'Alyy's Heer hatte nun einen klaren Vorteil; er und seine Generäle starteten einen
kraftvollen Angriff.
Mu'awiyas
Truppen wankten unter der Gewalt des Ansturms, und an diesem Tag schien Mu'awiya klar zu
verlieren. Eilig beriet er sich mit 'Amr Ihn AI-'As, dann gab er seinen Männern ein
Zeichen. In wenigen Minuten machte sein Wort die Runde, und an den Speeren der Syrer
wurden Qur'an-Bücher sichtbar. "Dies ist das Buch Allahs des Allmächtigen",
riefen sie. "Laßt es zwischen uns entscheiden. Wer soll die westlichen Grenzen
verteidigen, wenn wir vernichtet werden und wer die östliche, wenn es euch trifft?"
' Alyy (r) rief aus:
"Dies
ist eine vom Feind aufgestellte Falle! Fallt nicht hinein, kämpft weiter! Der Sieg ist
schon in Sicht! Ich kenne Mu'awiya, 'Amr Ibn Al-'As, Habib Ibn Muslima, Ibn Abi Sara und
Ibn Abi Sa'id von Kindheit an. Dies ist eine List, die euch täuschen soll!"
Aber viele
seiner Leute weigerten sich, auf ihn zu hören.
"Wie ist
das möglich", schrieen sie, "wir werden aufgerufen gegen das Buch Allahs! Wie
sollen wir dagegen kämpfen?" Als 'Alyy (r) seinem Befehl, den Kampf fortzuführen, Nachdruck
verlieh, sagten diese Leute:
"Entweder
befiehlst du die Einstellung des Kampfes, oder wir machen mit dir das gleiche wie mit
'Utman!"
'Alyy (r)
fühlte sich hilflos - seine eigenen Männer halfen seinen Gegnern. Sie zwangen ihm eine
Entscheidung auf, von der er wußte, daß sie falsch war, aber er hatte keine andere Wahl.
Widerwillig ließ er schließlich den vorgedrungenen Teilen seines Heeres sagen, daß sie
den Kampf einstellen und sich zurückziehen sollten.
Der Schiedsrichter
Von nun an
stand 'Alyy (r) auf verlorenem Posten. Er sandte Männer zu Mu'awiya, um herauszufinden,
warum er den Qur'an zum Richter über beide Parteien machen wollte.
Dessen
Antwort war:
"Ich
meine, daß jede Partei einen Richter ernennen sollte. Die beiden Richter sollten unter
Eid erklären, daß sie sich vom Buch Allahs leiten lassen wollen. Das Urteil, das sie
abgeben, soll für beide Parteien bindend sein." Mu'awiya ernannte 'Amr Ibn
Al-'As. Keiner seiner Gefolgsleute hatte etwas an dieser Wahl auszusetzen. Aber in 'Alyy's
Feldlager war es anders. 'Alyy schlug 'Abdullah Ibn 'Abbas vor.
"O, er
ist mit dir verwandt", riefen seine Anhänger, "der Richter sollte ein
unbefangener Mann sein!"
"Glaubt
ihr, daß 'Amr Ibn Al-'As unparteiisch ist?", fragte 'Alyy. "Dafür müßte man
die Syrer rügen, aber nicht uns", sagten sie.
"Nun,
dann soll Malik Al-Astar Richter sein", schlug 'Alyy vor, "er ist nicht mit mir
verwandt."
"Was
für ein Vorschlag! Malik Al-Astar ist die Ursache allen Übels", riefen sie aus und
schlugen Abu Musa Al-As´aryy vor.
"Auf
sein Urteil kann ich mich aber nicht verlassen", wandte 'Alyy ein, "er ist zu
arglos."
Aber seine
Männer wollten sich auf keinen anderen Namen einlassen, und widerstrebend mußte 'Alyy
(r) schließlich zustimmen. Er sagte:
"Tut,
was ihr wollt."
Am 13. des
Monats Safar im Jahre 37 n.H. wurde eine Übereinkunft von den führenden Männern beider
Parteien unterzeichnet. Darin hieß es, daß die Richter ihr Urteil bis zum Monat Ramadan
fällen sollten. Der Spruch sollte in einem Ort an der Grenze zwischen Syrien und
Irak veröffentlicht werden.
Entzweiung in 'Alyy's Lager
'Alyy (r) zog
sich von Siffin mit dem Gefühl zurück, einen Verlust erlitten zu haben. Mindestens
90.000 Muslime waren in der Schlacht gefallen. In der Geschichte des Islam hatte es zuvor
keinen so hohen Verlust an Menschen gegeben. Sogar dieser hohe Preis hatte nichts
eingebracht als eine noch größere Verwirrung der Lage.
Al-As'at Ibn
Qais wurde von 'Alyy (r) beauftragt, den verschiedenen Stämmen im Lager zu erklären, was
vereinbart worden war. Der Stamm der 'Anza hatte 4000 Mann geschickt, um für 'Alyy zu
kämpfen. Als diesem Stamm die Abmachung vorgelesen wurde, standen zwei Brüder auf und riefen
aus:
"Wir
sind nicht bereit, eine andere Entscheidung als die Allahs anzuerkennen. Warum macht
'Alyy die Menschen zu Schiedsrichtern, statt auf Allahs Befehle zu hören? Wenn er das
tut, was soll dann aus unseren Männern werden, die ihr Leben seinetwegen hingegeben
haben?" Viele andere Stämme sagten dasselbe. Ein großer Teil der Leute war gegen
einen Schiedsspruch, und sie sagten, 'Alyy hätte einer Regelung zugestimmt, die gegen den
Geist des Islam sei.
Einige sagten
zu 'Alyy:
"Bitte
halte dich nicht an diese Übereinkunft! Wir fürchten, daß sie dir schadet!"
"Ihr
wart es ja gerade", erwiderte er, "die mich zu dem Übereinkommen gezwungen
haben! Nachdem ich nun mein Ehrenwort gegeben habe, verlangt ihr von mir, daß ich es
breche. Das kann ich nicht tun!" 'Alyy's Anhänger spalteten sich bald in zwei
Gruppen: Die eine stand zum Abkommen, während die andere es als etwas Unreligiöses
ansah. Im ganzen Islamischen Reich fielen böse Worte für und gegen die Vereinbarung; aus
Worten wurden gelegentlich Schläge, und ernsthafte Krawalle brachen aus.
Als 'Alyy (r) wieder in seiner Hauptstadt Al-Kufa war, erhob sich eine starke Gruppe
gegen ihn wegen des Abkommens. Etwa 12.000 Mann verließen ihn und bildeten eine neue
Partei mit Sait Ibn Rabi als ihrem Führer. 'Abdullah Ibn Kawai As-Sakryy wählten sie,
die Gebete zu leiten. Ihre Politik war; "Allah allein gehört der Gehorsam. Unsere
Pflicht ist es, anderen zu sagen, daß sie Gutes tun und Böses meiden sollen. 'Alyy und
Mu'awiya irren sich beide. Mu'awiyas Irrtum besteht darin, daß er den rechtmäßigen
Kalifen 'Alyy nicht anerkennt. Und 'Alyy's Irrtum ist die Aufnahme von Friedensgesprächen
mit Mu'awiya, den man hätte erschlagen müssen. Er hat eine klare Forderung des Qur'an
mißachtet und Menschen zu seinen Richtern bestellt. Wir wollen zuerst gegen diese beiden
Männer kämpfen. Wenn wir die Macht erzwungen haben, werden wir eine soziale Ordnung m
Übereinstimmung mit dem Buch Allahs errichten." 'Alyy (r) beauftragte 'Abdullah Ibn
'Abbas, diese Abweichler von ihrem Mißverständnis zu befreien, und diese verwickelten
ihn in eine lang andauernde Auseinandersetzung. Daraufhin ging
'Alyy selbst in ihr Lager und versicherte ihnen, daß der Schiedsspruch nur angenommen
würde, wenn er genau mit dem Buch Allahs übereinstimme. Nach dieser Versicherung konnten
die Abweichler keine weiteren Bedenken mehr vorbringen, und unter großen Schwierigkeiten
gelang es 'Alyy, diese Männer nach Al-Kufa zurückzubringen. Die Hauptstadt des Kalifen
bot einen bemitleidenswerten Anblick. Es gab kaum eine Familie in Al-Kufa, die nicht einen
Vater, einen Bruder oder einen Sohn in Siffin verloren hatte. Bittere Klagen über diese
Verluste waren überall zu hören. Die Tatsache, daß der Kalif mit leeren Händen
zurückgekehrt war, vertiefte die allgemeine Schwermut nur noch. Das Schlimmste war jedoch
diese unglückliche Zersplitterung in 'Alyy's Lager. All dies zusammen bewirkte eine
Mutlosigkeit, von der sich 'Alyy's Anhänger nie mehr erholen konnten.
Der Urteilsspruch
Die beiden
Richter dachten ganze sechs Monate über die Angelegenheit nach. Dann trafen sie sich in
der Grenzstadt Daumatu-1-Gandal. Jeder hatte 400 Mann bei sich. Auf Verlangen Mu'awiyas
nahmen auch unparteiische Männer hohen Ranges an dem Treffen teil. Unter ihnen waren
'Abdullah Ibn 'Umar, Sa'd Ibn Abi Waqqas, 'Abdullah Ibn Az-Zubair und andere.
Abu Musa
sagte:
"O '
Arnr, wir haben genug vom Bürgerkrieg. Laß uns etwas tun, seine Wunden zu heilen."
'Amr
antwortete:
"Ich
stimme völlig mit dir überein. Es ist besser, wenn wir genau festlegen, worin wir
übereinstimmen. Laß deshalb einen Schreiber diese Punkte niederschreiben."
Der Schreiber
kam und begann, die Punkte festzuhalten, in denen beide übereinstimmten. Das war zuerst
der Glaube an die Sendung des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und die Echtheit
seiner Botschaft. Dann folgte die Feststellung, daß Abu Bakr (r) und 'Umar (r)
rechtmäßige und gerechte Kalifen gewesen waren. Dann kam 'Amr auf 'Utrnan (r) zu
sprechen und sagte:
"'Utman
wurde mit allgemeiner Zustimmung der Muslime gewählt, und er war ein aufrichtiger
Muslim."
Abu Musa:
"Dieser Punkt steht im Augenblick nicht zur Diskussion."
'Amr:
"Aber wenn du ihn nicht als Rechtgläubigen bezeichnest, war
er dann ein Ungläubiger?"
Abu Musa:
"Also gut, dann soll der Schreiber das auch niederschreiben."
'Amr:
"Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wurde er zu Recht oder zu Unrecht
erschlagen."
Abu
Musa: "Ja, er wurde zu Unrecht erschlagen."
'Amr:
"Wenn jemand zu Unrecht getötet wurde, gibt Allah seinen Erben das Recht, ihn zu
rächen." Abu Musa: "Ja, Er gibt ihnen das Recht."
'Amr:
"Du weißt, daß Mu'awiya der nächste Blutsverwandte 'Utmans ist."
Abu Musa:
"Ja, auch das ist wahr."
'Amr:
"Dann hat Mu'awiya das Recht, Hand an die Mörder 'Utmans zu legen, wer es auch immer
sei, und wo er sie auch immer finden mag."
Abu Musa:
"Das ist ebenfalls richtig. Aber, 'Amr, dieser Streit hat sich als eine Plage
für das Volk erwiesen. Laß uns das Volk davon befreien und einen Weg finden, es wieder
glücklich zu machen."
'Amr:
"Kannst du einen Vorschlag machen?"
Abu Musa:
"Ja. Ich bin sicher, daß die Syrer 'Alyy niemals lieben werden und daß das Volk des
Irak Mu'awiya niemals anerkennen wird. Wir sollten also diese beiden Namen fallen lassen
und 'Abdullah Ibn 'Urnar zum Kalifen machen."
'Amr:
"Wird er Kalif werden wollen?"
Abu
Musa: "Ich hoffe es, vorausgesetzt, daß wir alle zu ihm hingehen und ihn darum
bitten."
'Amr.
"Aber warum nicht Sa'd Ihn Abi Waqqas?" Abu Musa war mit Sa'ds Namen nicht
einverstanden. 'Amr schlug noch einige andere Namen vor, aber Abu Mus a stimmte keinem zu.
Beide Richter konnten sich nicht darüber einig werden, wer Kalif werden sollte.
"Welche
andere Lösung hältst du dann für möglich?" fragte ´Amr.
Abu Musa
antwortete:
"Nach
meiner Meinung kommen weder ´ Alyy noch Mu'awiya in Frage. Wir sollten dem Volk erlauben,
selbst einen Kalifen zu wählen."
"Ich bin
damit vollkommen einverstanden", sagte 'Amr. Nun konnte der Schiedsspruch
bekanntgegeben werden.
'Amr forderte
Abu Musa auf, zuerst zu sprechen. Dieser stand auf und sagte:
"Wir
sind übereingekommen, weder 'Alyy noch Mu'awiya als Kalifen anzuerkennen. Ihr solltet
einen anderen wählen, der euch geeignet erscheint."
Dann stand
´Amr auf und sprach:
"Ich
halte 'Alyy nicht für geeignet, Kalif zu sein. Nach meiner Meinung ist Mu'awiya der
richtige Mann für dieses Amt."
Diese Worte
verursachten einen großen Aufruhr. Der Schiedsspruch erwies sich als üble Täuschung,
und die Hoffnung auf Frieden und
Ordnung war wieder geschwunden. Alle ehrbaren Leute verließen den
Platz voller Abscheu.
Die AI-Hawarig
Die Gegner
des Abkommens von Siffin wurden als die "Hawarig" bekannt. 'Alyy (r) hatte sie
beruhigt, aber nach dem Schiedsspruch erregten sie von neuem Unruhe. Sie sagten:
"Wir
haben 'Alyy gebeten, die Vereinbarung als ungültig zu betrachten, aber er hörte nicht
auf uns. Nun erklärt er, daß der Schiedsspruch gegen das Buch Allahs ist, und gibt damit
zu, was wir von Anfang an gesagt haben. Nun sollte er seine Schuld bekennen und sie
bereuen. Wenn er das tut, sind wir auf seiner Seite, wenn nicht, werden wir gegen ihn
kämpfen." Das Zentrum der Hawarig wurde in Nahrawan errichtet. Sie predigten ihre
religiöse Auffassung und gewannen ziemlich an Einfluß. Ungläubige ließen sie in
Frieden, aber sie waren sehr hart gegen Muslime, die anderer Meinung waren als sie. Solche
Muslime waren in ihren Augen Widersacher des rechten Glaubens und wurden von ihnen mit dem
Schwert bekämpft.
In gewissem
Sinne waren die Hawarig strenge Puritaner. Sie sprachen lange Gebete, kleideten sich
einfach und waren äußerst rechtschaffen in ihrem Verhalten. Aber Treue zu einem Kalifen
war in ihren Augen ein Verbrechen, und sie betrachteten dies als "Personenkult".
Kaltblütig töteten sie Männer und Frauen, die sagten, daß sie Anhänger des Kalifen
seien. 'Alyy (r) mußte noch mit Mu'awiya abrechnen. Aber die Gefahr, die von den Hawarig
ausging, war viel ernster, und sie erforderte höchste Aufmerksamkeit. Der Kalif konnte
nicht nach Syrien ziehen, ohne zuvor diese Gefahr beseitigt zu haben. So führte er also
ein Heer nach Nahrawan. Zuerst sandte er jedoch zwei ausgewählte Sahaba zu den Führern
der Hawarig, um sie zu überreden, Vernunft anzunehmen. Aber sie wollten nicht hören.
Dann schickte 'Alyy (r) einen Boten, der sagte:
"Übergebt
uns die Männer unter euch, die Muslime erschlagen haben. Wir werden sie töten und die
übrigen in Frieden lassen."
Darauf
antworteten sie:
"Wir
alle haben das Blut deiner Anhänger vergossen, und wir werden es auch weiter tun."
'Alyy (r)
sah, daß der Kampf unvermeidlich war. Er erklärte den Hawarig, daß jedem von ihnen, der
nach Al-Kufa oder Al-Mada'in käme oder ihre Armee verlassen würde, Sicherheit für sein
Leben garantiert würde. Auf dieses Angebot gingen viele ein, so daß noch 3000 Hawarig
zurückblieben. Die Schlacht begann, und die Hawarig kämpften verzweifelt. 'Alyy (r)
selbst erschlug die meisten ihrer Führer, und ihr Heer wurde völlig vernichtet.
'Alyy (r) schickte ihre Verwundeten zu ihren Verwandten. Mit dieser Niederlage war jedoch
der Widerstand der Hawarig noch nicht gebrochen. Sie verteilten sich über das Reich und
predigten den Ungehorsam gegen die Gesetze des Staates. Einer ihrer Führer, Hara'it,
forderte zur Anarchie auf. "Alle Gewalt gehört Allah", leitete er vom Qur'an
ab, "daher brauchen wir keine Regierung."
'Alyy (r)
setzte Truppen gegen Hara'it und andere Hawarig ein,-und Hara'it wurde getötet, aber die
Hawarig sorgten weiter für Unruhe.
Die AI-Hawarig
Die Gegner
des Abkommens von Siffin wurden als die "Hawarig" bekannt. 'Alyy (r) hatte sie
beruhigt, aber nach dem Schiedsspruch erregten sie von neuem Unruhe. Sie sagten:
"Wir
haben 'Alyy gebeten, die Vereinbarung als ungültig zu betrachten, aber er hörte nicht
auf uns. Nun erklärt er, daß der Schiedsspruch gegen das Buch Allahs ist, und gibt damit
zu, was wir von Anfang an gesagt haben. Nun sollte er seine Schuld bekennen und sie
bereuen. Wenn er das tut, sind wir auf seiner Seite, wenn nicht, werden wir gegen ihn
kämpfen." Das Zentrum der Hawarig wurde in Nahrawan errichtet. Sie predigten ihre
religiöse Auffassung und gewannen ziemlich an Einfluß. Ungläubige ließen sie in
Frieden, aber sie waren sehr hart gegen Muslime, die anderer Meinung waren als sie. Solche
Muslime waren in ihren Augen Widersacher des rechten Glaubens und wurden von ihnen mit dem
Schwert bekämpft.
In gewissem
Sinne waren die Hawarig strenge Puritaner. Sie sprachen lange Gebete, kleideten sich
einfach und waren äußerst rechtschaffen in ihrem Verhalten. Aber Treue zu einem Kalifen
war in ihren Augen ein Verbrechen, und sie betrachteten dies als "Personenkult".
Kaltblütig töteten sie Männer und Frauen, die sagten, daß sie Anhänger des Kalifen
seien. 'Alyy (r) mußte noch mit Mu'awiya abrechnen. Aber die Gefahr, die von den Hawarig
ausging, war viel ernster, und sie erforderte höchste Aufmerksamkeit. Der Kalif konnte
nicht nach Syrien ziehen, ohne zuvor diese Gefahr beseitigt zu haben. So führte er also
ein Heer nach Nahrawan. Zuerst sandte er jedoch zwei ausgewählte Sahaba zu den Führern
der Hawarig, um sie zu überreden, Vernunft anzunehmen. Aber sie wollten nicht hören.
Dann schickte 'Alyy (r) einen Boten, der sagte:
"Übergebt
uns die Männer unter euch, die Muslime erschlagen haben. Wir werden sie töten und die
übrigen in Frieden lassen."
Darauf
antworteten sie:
"Wir
alle haben das Blut deiner Anhänger vergossen, und wir werden es auch weiter tun."
'Alyy (r)
sah, daß der Kampf unvermeidlich war. Er erklärte den Hawarig, daß jedem von ihnen, der
nach Al-Kufa oder Al-Mada'in käme oder ihre Armee verlassen würde, Sicherheit für sein
Leben garantiert würde. Auf dieses Angebot gingen viele ein, so daß noch 3000 Hawarig
zurückblieben. Die Schlacht begann, und die Hawarig kämpften verzweifelt. 'Alyy (r)
selbst erschlug die meisten ihrer Führer, und ihr Heer wurde völlig vernichtet.
'Alyy (r) schickte ihre Verwundeten zu ihren Verwandten. Mit dieser Niederlage war jedoch
der Widerstand der Hawarig noch nicht gebrochen. Sie verteilten sich über das Reich und
predigten den Ungehorsam gegen die Gesetze des Staates. Einer ihrer Führer, Hara'it,
forderte zur Anarchie auf. "Alle Gewalt gehört Allah", leitete er vom Qur'an
ab, "daher brauchen wir keine Regierung."
'Alyy (r)
setzte Truppen gegen Hara'it und andere Hawarig ein,-und Hara'it wurde getötet, aber die
Hawarig sorgten weiter für Unruhe.
'Alyy's Macht nimmt ab
Nach der
Niederlage der Hawarig in Nahrawan wollte 'Alyy (r) nach Syrien ziehen. Aber seine Krieger
verspürten keine Lust dazu.
"Wir
sind erschöpft von den ständigen Kämpfen", erklärten sie, "gib uns etwas
Zeit zum Ausruhen." Das Feldlager des Kalifen befand sich in An-Nah3la, einige Meilen
von der Hauptstadt entfernt. Von hier aus zog es die Männer nach Al-Kufa, und
schließlich mußte 'Alyy sich auch dorthin begeben. Nach einiger Zeit bat er die Männer,
sich für den Feldzug nach Syrien bereit zu machen. Aber die führenden Männer Al-Kufas
zeigten keine Neigung dazu, und seine beredeten Appelle trafen auf taube Ohren. Je mehr
Zeit verging, desto klarer wurde es 'Alyy, daß er niemals in der Lage sein würde, eine
zweite Armee gegen Mu'awiya zu führen.
Verlust Ägyptens
Qais Ibn Sa'd
war 'Alyy's erster Gouverneur in Ägypten. Er war der Sohn Sa'd Ibn 'Ubadas, des
berühmten Führers der Al-Ansar. Qais war ein sehr fähiger Mann, und ihm gelang es, das
Volk für 'Alyy (r) zu gewinnen. Nur die Stadt Harbata war nicht bereit, den neuen Kalifen
anzuerkennen. Qais unternahm nichts gegen diese Stadt unter der Bedingung, daß sie den
Frieden bewahre. Da einige von 'Alyy's Freunden an dem Gouverneursposten von Ägypten
interessiert waren, erweckten sie Zweifel an der Treue von Qais und sagten: "Warum
zwingt er nicht die Stadt Harbata, den neuen Kalifen anzuerkennen?"
In einem Brief bat 'Alyy (r) daher Qais, Maßnahmen gegen Harbata
zu ergreifen. Der Gouverneur erwiderte, daß dies nach seiner Meinung kein kluger Schritt
sei. Die Leute um 'Alyy sahen in diesem Antwortbrief jedoch den Beweis dafür, daß Qais
mit Mu'awiya sympathisiere, und dieser nutzte diese Situation sofort zu seinem Vorteil
aus. Er wußte, wie fähig Qais war; wenn dieser in Ägypten bliebe, würde sich seine
eigene Lage verschlechtern; denn die Armeen von Irak und von Ägypten zusammen könnten
ihn leicht vernichten. Darum beschloß Mu'awiya, Qais aus Ägypten zu verdrängen; er
streute daher das Gerücht aus, daß Qais einer seiner Männer sei, und sorgte dafür,
daß 'Alyy (r) diese Geschichte zu Ohren kam. Die Falle war klug gestellt, und 'Alyy (r)
fiel hinein: Er entließ Qais.
Muhammad Ibn Abi Bakr war der
nächste Gouverneur Ägyptens. Er war ein unerfahrener junger Mann. Als erstes unternahm
er eine Strafaktion gegen Harbata. Inzwischen fand die Schlacht von Siffin statt, aber der
Gouverneur Ägyptens war daheim so beschäftigt, daß er 'Alyy nicht die geringste Hilfe
leisten konnte - Mu'awiyas Verleumdung hatte vollen Erfolg gehabt. Nun erkannte 'Alyy
seinen Fehler; er fühlte, daß Ägypten in fähigere Hände gehört hätte. Daher
ersetzte er nach der Rückkehr von Siffin Muhammad Ibn Abi Bakr durch Malik Al-Astar.
Mälik war ein starker Mann, und seine Treue zu 'Alyy war erprobt. Durch ihn entstand nun
wieder Gefahr für Mu'awiya. Wie könnte er mit einem Mann wie Malik fertig werden?
Zweifel an dessen Treue zu 'Alyy konnte er diesmal nicht säen. Daher griff er zu einer
Geheimwaffe - Gift: Malik starb auf dem Weg nach Ägypten durch Gift.
Sein Tod
zwang 'Alyy (r), Muhammad Ibn Ab! Bakr in seinem Amt zu belassen. Er versicherte ihm, daß
seine Ablösung nicht auf Mißfallen zurückzuführen war, und daß es nur eine Maßnahme
zur Verbesserung der Lage gewesen sei, womit sich Muhammad zufrieden gab. Nach dem
Schiedsspruch im Anschluß an die Schlacht von Siffin erhob Mu'awiya offen Anspruch auf
das Kalifat. Sein erstes Ziel war Ägypten. Hier war die Lage so schlecht, wie er sie sich
nur wünschen konnte. Er schrieb der Stadt Harbata, sie solle sich zu einem Aufstand
bereithalten, und schickte ihr seine eigene Armee unter 'Amr Ibn Al-'As zur
Unterstützung. Muhammad Ibn Abi Bakr bat 'Alyy schriftlich um sofortige Hilfe. Aber die
einzige Unterstützung, die er erhielt, war ein Aufruf des Kalifen, so tapfer wie möglich
zu kämpfen. Inzwischen war 'Amr, der Ägypten für das Islamische Reich erobert hatte und
lange Zeit dort Gouverneur gewesen war, mit einer Armee von 6000 Mann in das Land
eingefallen. Gleich bei seiner Ankunft stießen 10.000 Krieger von Harbata zu seiner
Armee.
Muhammad Ibn Abi Bakr konnte nur 2000 Mann
aufbringen, um 'Amr aufzuhalten, und sie wurden mit Leichtigkeit besiegt. In der
Zwischenzeit hatte er weitere 2.000 Mann aufgeboten, die er selbst anführte. Schon auf
dem Anmarsch erreichte ihn jedoch die Nachricht von der Niederlage der ersten Armee.
Daraufhin ergriff sein ganzes Heer die Flucht, und er selbst wurde als hilfloser
Flüchtling gefangen. Sein Bruder 'Abdurrahman Ibn Abi Bakr, der auf Mu'awiyas Seite
stand, forderte, daß das Leben seines Bruders geschont werden solle.
"Nein",
antwortete Mu'awiya, "er ist einer der Mörder 'Utmans! Er muß dies mit seinem Leben
bezahlen." Daraufhin wurde Muhammad Ibn Abi Bakr gnadenlos hingerichtet. Mu'awiya
wurde im Jahre 38 n.H. Herrscher Ägyptens. 'Alyy (r) verlor damit die wichtigste
islamische Provinz.
Unruhen im Lande
Mu'awiya ging
mit taktischem und diplomatischem Geschick daran, 'Alyy (r) den Boden unter den Füßen
wegzuziehen. Seine Agenten reisten umher und hetzten das Volk gegen den Kalifen auf. Einer
dieser Aufwiegler, Ibn Al-Hadramyy, kam nach AI-Basra. Der Gouverneur, Ibn 'Abbas, befand
sich gerade zu einem Besuch in Al-Kufa, und Ibn Al-Hadramyy sah darin eine günstige
Gelegenheit, um das Volk zur Rache für den Tod 'Utmans aufzuwiegeln. Es gelang ihm, viele
Anhänger zu gewinnen, und unter großen Schwierigkeiten floh der Stellvertreter des
Gouverneurs aus der Stadt. 'Alyy (r) ließ den Aufstand jedoch niederwerfen, und Ibn
Al-Hadramyy und 70 seiner Leute schlossen sich daraufhin in einem Haus ein. Als das Haus
angezündet wurde, verbrannten alle. Diese grausame Tat eines Gouverneurs des Kalifen
vergrößerte die Unruhe, und es kamen bald noch weitere Schwierigkeiten hinzu: Persien
und Kirman verweigerten die Tributzahlung, und auch diese Aufstände mußten blutig
niedergeschlagen werden.
Um das Jahr
39 n.H. war Mu'awiya in der Lage, 'Alyy's Feldlager anzugreifen, und er schickte starke
Abteilungen zu Überfällen auf das Gebiet des Kalifen. Eine dieser Gruppen drang nach
Osten bis in die Gegend von Al-Basra vor. Aus verschiedenen Richtungen kamen dringende
Hilferufe, und mit feurigen Worten versuchte der Kalif, seine Anhänger aufzurütteln,
aber sie ließen sich nicht zur Unterstützung bewegen. Mu'awiyas Überfälle
verängstigten das Volk. Die Unruhe war weit verbreitet, und von Tag zu Tag wurde der
Kalif hilfloser und konnte nicht das tun, was er durchzuführen gedachte.
In diesem Jahr sandte der Kalif wie üblich einen Abgesandten zum
Hagg nach Makka, der stellvertretend für ihn den Hagg leiten sollte. Mu'awiya, der das
Kalifat beanspruchte, schickte ebenfalls einen Mann zu diesem Zweck dorthin, und jeder von
ihnen behauptete, ein Abgesandter des rechtmäßigen Kalifen zu sein. Schließlich leitete
eine dritter Mann, Saiba, der Enkel von Talha, den Hagg. So verlor 'Alyy (r) auch dieses
Symbol des Kalifats.
Verlust des Al-Higaz und des Yemen
'Alyy's
Schwierigkeiten machten Mu'awiya übermütig. Im Jahre 40 n.H. sandte er den
rücksichtslosen Basr mit 3000 Mann in den Al-Higaz. 'Alyy's Abgesandter aus Al-Madina,
Abu Ayyub, konnte den Eindringling nicht aufhalten, und er floh nach Al-Kufa. Basr
besetzte Al-Madina und zwang das Volk, Mu'awiya den Treueschwur zu leisten. Er stellte
sich in die Moschee des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und rief:
"Wo ist
'Utman heute? Er war hier bis gestern, wo ist er jetzt? Wenn Mu'awiya es mir nicht unter
Eid verboten hätte, würde ich nicht einen einzigen erwachsenen Bewohner der Stadt am
Leben lassen!" Von AI-Madina zog Basr nach Makka. Auch hier fand er keinen
Widerstand; er nahm die Stadt ein und nahm den Treueid für Mu'awiya entgegen. Sein
nächstes Ziel war der Yemen, wo 'Ubaidullah Ibn 'Abbas Gouverneur war. Dieser floh nach
Al-Kufa, als er von Basrs Vormarsch erfuhr. Basr drang in die Hauptstadt des Yemen ein und
erschlug Hunderte von 'Alyy's Anhängern; er verschonte nicht einmal die beiden kleinen
Söhne von Ibn 'Abbas (r).
Eine andere
Armee Mu'awiyas unter Sufyan Ibn 'Auf überrannte den Südirak. Städte wie Al-Mada'in und
Al-Anbar wurden geplündert. Von allen Teilen des Reiches kamen alarmierende Nachrichten:
Das Kalifat war von allen Seiten bedroht.´ Alyy (r) stand vor einer schweren Aufgabe. Er
sandte Garya mit 2000 Mann zum Kampf gegen die Eindringlinge. Als diese Streitmacht in den
Yemen kam, zog sich Basr eilends nach Syrien zurück. Garya setzte seinen Vormarsch nach
Makka fort. Bald nachdem er die heilige Stadt betreten hatte, erreichte ihn die Nachricht
vom Tode 'Alyy's, und dies beendete Garyas Feldzug.
Alyy's Tod
Die Hawarig
waren ebenso gegen 'Alyy wie gegen Mu'awiya, und den Bürgerkrieg, der ihnen endlos
erschien, fanden sie abscheulich. Nach ihrer Niederlage in Nahrawan trafen sich einige von
ihnen in Makka, um über die Lage nachzudenken. Die Aussichten waren düster - darüber
waren sie sich alle einig, und sie beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen.
"Mu'awiya, 'Amr Ibn Al-'As und
'Alyy sind die Hauptfiguren in diesem Drama", erklärten sie. "Wenn man
diese drei Männer beseitigt, wird die Welt des Islam all ihre Unruhen los."
Drei der
Hawarig erklärten sich bereit, dies zu übernehmen; 'Abdurrahman Ibn Mulgam sollte 'Alyy
(r) erschlagen, Bark Ibn 'Abdullah sollte Mu'awiya töten, und 'Amr Ibn Bark sollte 'Amr
Ibn Al-As umbringen. Der 17. Ramadan des Jahres 40 n.H. wurde für die Tat festgesetzt,
und zwar sollten die drei Männer getötet werden, wenn sie zum Morgengebet in die Moschee
kämen. Ibn Mulgam kam nach Al-Kufa und wohnte dort bei einer Hawarig-Familie. Er
verliebte sich in ein schönes Mädchen der Familie und sprach zu ihr von Heirat.
"Dafür
mußt du mir aber einen Brautpreis zahlen", sagte das Mädchen.
"Und wie
hoch soll dieser sein?" fragte Ibn Mulgam.
"Unter
anderem", antwortete das Mädchen, "will ich 'Alyy's Kopf!"
"Ausgezeichnet!"
rief Ibn Mulgam. "Ich bin nur zu diesem Zweck hier."
Mit Hilfe des
Mädchens und seiner Familie traf er seine Vorbereitungen. Am 17. Ramadan führten die
drei Hawarig ihre mörderischen Anschläge auf ihre Opfer aus. Mu'awiya entkam mit einer
leichten Verwundung; der Attentäter wurde gefaßt und getötet. 'Amr Ibn Al-'As war an
diesem Tage krank, und ein anderer, der an seiner Stelle das
Morgengebet leitete, wurde erschlagen. Auch dieser Mörder wurde ergriffen und
hingerichtet. Ibn Mulgam hatte sich mit zwei anderen Hawarig während der ganzen Nacht in
der Hauptmoschee von Al-Kufa versteckt. Wie üblich kam 'Alyy (r) am Freitagmorgen zur
Moschee. Er ging um die Moschee, um den Leuten zu sagen, daß sie sich zum Gebet fertig
machen sollten. Da sprang plötzlich einer von Ibn Mulgams Mitverschwörern auf ihn zu,
schlug mit dem Schwert auf ihn ein und verwundete ihn am Kopf. 'Alyy (r) stürzte zu
Boden, und jetzt fiel Ibn Mulgam über ihn her und hieb ihm mit dem Schwert auf den Kopf -
Blut strömte hervor, und 'Alyy's Bart färbte sich dunkelrot. "Haltet meinen
Mörder!" schrie der Kalif den Umstehenden zu, die vor Entsetzen wie gelähmt waren,
und Ibn Mulgam und seine Helfer wurden überwältigt. Schwer verwundet wurde 'Alyy (r)
nach Hause getragen. Dann ließ er seinen Mörder zu sich bringen und sagte: "Tötet
ihn, wenn ich sterbe, aber wenn ich am Leben bleibe, will ich selbst mit ihm abrechnen,
sobald ich dazu in der Lage bin." Im Laufe des Tages wurde dem Kalifen jedoch klar,
daß keine Hoffnung mehr für ihn bestand. Er ließ seine Söhne rufen und gab ihnen den
Rat, gut zu sein und dem Islam zu dienen. "Sollen wir nach dir Al-Hasan die Treue
geloben?" fragte irgendeiner.
'Alyy (r)
antwortete:
"Ich
sage euch nicht, daß ihr es tun sollt, noch verbiete ich es euch. Tut, was ihr für
richtig haltet."
Der sterbende
Kalif ließ seine geliebten Söhne Al-Hasan (r) und Al-Husain (r) an sein Bett herantreten
und sagte: "Dies ist mein Vermächtnis: Fürchtet Allah und strebt nicht nach
weltlichen Dingen. Sehnt euch nicht nach Unerreichbarem. Seid immer wahrhaftig, barmherzig
und hilfreich. Helft den Unterdrückten und haltet die Hand des Gewalttäters zurück.
Folgt den Geboten des Qur'an, ohne euch darum zu kümmern, was andere sagen."
Am gleichen
Abend verschied 'Alyy, möge Allah an ihm Wohlgefallen haben, der vierte rechtgeleitete
Kalif des Islam. Er war 63 Jahre alt geworden. In den letzten Augenblicken wiederholte er
ständig folgende Verse des Qur'an aus Sura 99, Vers 7 und 8:
"Wer
also Gutes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen, und wer Schlechtes im Gewicht
eines Stäubchens tut, wird es sehen."
Die fünf Jahre von 'Alyy's
Kalifat
'Alyy (r) war
vier Jahre und neun Monate lang Kalif. Diese ganze Zeit war durch große Unruhen
gekennzeichnet. Zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte 'Alyy's
Schwert den Islam stark gemacht, aber während seines eigenen Kalifats mußten durch das
gleiche Schwert Muslime sterben. Nichts war 'Alyy (r) mehr zuwider als dies. Er
verabscheute von ganzem Herzen, was er tun mußte. Dadurch wurde er zu einem anderen
Menschen, als er von Natur aus war und sein wollte.
Ein großes Unglück für 'Alyy (r) waren die Männer, die sich in
seine Umgebung gedrängt hatten. Es waren diejenigen, die sich aktiv gegen 'Utman (r)
betätigt hatten. Sie hatten sich durch Gesetzlosigkeit des betagten Kalifen entledigt,
und niemals wieder konnten sie ganz gesetzestreu werden. Nach der Ermordung 'Utmans hatten
sie den Kalifen, den sie wollten, und nun sollte er sich ihren Launen fügen. Sie
verlangten von ihm, daß er ihre Befehle ausführe, und 'Alyy (r) mußte sich in diese
Notlage fügen. Vielleicht wäre dadurch nicht so viel Leid entstanden, aber zu seinem
Unglück sprachen sie nicht mit einer Stimme, sondern zogen ihn in die verschiedensten
Richtungen. Das führte zu Untätigkeit, Unruhe und schließlich zu raschem Niedergang.
'Alyy's Widersacher Mu'awiya war ein ungewöhnlich fähiger Mann,
dazu kam sein großer Ehrgeiz. Er ging sein Ziel mit erstaunlich taktischem und
diplomatischem Geschick an, und mit diesen ausgeklügelten Waffen konnte er 'Alyy leicht
besiegen.
'Alyy (r) ist
ohne Zweifel einer der größten Söhne des Islam;
sehr wenige Sahaba gleichen ihm in seiner engen
Verbundenheit mit dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und diese Nähe gab ihm
wunderbare Eigenschaften des Geistes und des Herzens. Mit diesen verband er eine
unerreichte Größe an Mut und Kraft. Wenn man dies in die Waagschale wirft, läßt sich
Mu'awiya nicht mit ihm vergleichen.
'Alyy (r)
beherrschte die arabische Sprache auf wunderbare Weise in Wort und Schrift. Auf dem
Schlachtfeld war er der Schrecken des Feindes. Er hatte ein tiefes Begriffsverständnis
für den Qur'an. In schwierigen Fällen wandten sich Abu Bakr und 'Urnar oft an ihn um
Rat.
Es ist eine
Ironie des Schicksals, daß ein Mann mit solch hervorragenden Eigenschaften keinen Erfolg
als Herrscher über Menschen hatte. Denn sein Leben war in einen tragischen Moment der
Geschichte verstrickt. Er mußte einer Politik zustimmen, von der er wußte, daß sie
selbstzerstörerisch war. 'Alyy (r) hätte sicher mehr Erfolg gehabt, wenn er in einer
weniger verwirrten Zeit zur Macht gekommen wäre.
Mit 'Alyy's
Tod wurde das ruhmreichste Kapitel in der Geschichte des Islam beendet. Er war der letzte
der "Rechtgeleiteten" Kalifen. Die große islamische Tradition, politische Macht
mit selbst auferlegter Bedürfnislosigkeit und selbstlosem Dienen zu vereinen, verschwand
mit ihm. 'Alyy (r) war der letzte Kalif, der sein Amt tatsächlich so ausübte, wie es dem
islamischen Geist der Gleichheit entspricht.
Schlusswort
'Abdullah Ibn 'Abbas (r) wurde über die
Rechtgeleiteten Kalifen befragt. Daraufhin charakterisierte er Abu Bakr (r) so:
"Allah begnadete Abu Bakr. Bei Allah, er befolgte den
Qur'an, hielt sich von Abweichungen fern, beging keine Schandtaten, untersagte
verwerfliche Handlungen, kannte seine Religion, fürchtete Allah, stand nachts auf um zu
beten, fastete tagsüber, war in seinem irdischen Leben makellos, war entschlossen zu
Gerechtigkeit gegenüber den Menschen, befahl das Gute und führte zu ihm hin, war dankbar
in allen Lebenslagen, gedachte Allahs beim Kommen und Gehen, zwang sich selbst zum besten
Verhalten und übertraf seine Sahaba an Gottesfurcht, Genügsamkeit, Enthaltsamkeit,
Redlichkeit, Güte, Fürsorge, Mäßigkeit und Tüchtigkeit.
" Und über 'Umar Ibn Al-Hattab (r) sagte er:
"Allah begnadete Abu Hafs (Beiname 'Umars); bei Allah, er war
dem Islam verschworen, ein Zufluchtsort für die Waisen, eine Stätte des Glaubens, ein
Beschützer der Schwachen, eine Feste der Rechtgläubigen, für die Schöpfung eine
Festung und ein Beistand für die Menschen. Er setzte sich ein für die Sache Allahs mit
Geduld und Aufopferung, bis Allah dem Islam den Sieg verlieh und er die Länder eroberte.
Er gedachte Allahs überall - daheim und in der Fremde, auf den Bergen und in Stadt und
Land -, und er war fürwahr würdevoll. Er war sowohl in Not
als auch in sorgenfreier Lage sehr dankbar und gedachte Allahs jederzeit." ,
Und von 'Utman Ibn 'Affan (r) berichtete er:
"Allah
begnadete Abu 'Amr (Beiname 'Utmans); er war, bei Allah, von
edelster Abstammung, Vereiniger der Rechtschaffenen,
der Standhafteste in Kriegszügen. Er verbrachte die Nacht betend bis zur
Morgendämmerung, wobei er bei der Anrufung Allahs reiche Tränen vergoß; er war ständig
am Nachdenken über das, was ihn bei Tag und Nacht ernstlich beschäftigte, er packte jede
edle Handlung tatkräftig an, er strebte nach jeglichem Guten, indem er jedem Verbrechen
entfloh. Er rüstete das Heer auf und finanzierte Wasserquellen, und er war der
Schwiegersohn des Gesandten Allahs, da er zwei von dessen Töchtern geheiratet
hatte."
Und über
'Alyy (r) sagte er:
"Allah
begnadete Abu Al-Hasan (Beiname 'Alyy's); er war, bei Allah, ein Wegweiser für die wahre
Religion, eine Höhle der Gottesfurcht, eine Stätte der Klugheit, ein Berg des Glanzes,
das Licht einer angesehenen Persönlichkeit in der Finsternis des Unrechts, einladend zum
großartigsten Weg, vertraut mit dem, was im Qur'an steht; dessen Auslegung lag ihm sehr
am Herzen, und er widmete sich ihr voller Andacht. Er hielt fest an den Motiven der
richtigen Führung, unterließ Unterdrückung und ungerechtes Handeln, wandte sich ab von
den Pfaden des Verderbens; er bevorzugte den Gläubigen und Gottesfürchtigen und machte
zum Gebieter, wer ein Obergewand trug (d. h., wer sich züchtig kleidete). Er führte die
Pilgerfahrt und den siebenmaligen Lauf zwischen As-Safa und Al-Marwa vorbildlich durch; er
war der beste Prediger unter den Menschen nach den Propheten und dem auserwählten
Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm; er nahm an Gebeten in beide
Gebetsrichtungen der Muslime teil (zuerst Jerusalem, dann Makka). Ist ihm also ein
Bekenner der Einheit Allahs ebenbürtig? Und er war der Ehemann der besten aller Frauen
(Fatima) und der Vater zweier bedeutender Söhne (Al-Hasan und Al-Husain). Meine Augen
haben keinen anderen wie ihn gesehen und werden mir keinen anderen zeigen bis zum
Jüngsten Tag."
Dies waren die Rechtgeleiteten Kalifen des Islam und die Elite
unter den Sahaba des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, möge Allah an
ihnen Wohlgefallen haben. Sie werden für uns immer leuchtende Vorbilder sein. |