Vertrauen auf Allah (Tawakkul)
Islamische Lebenspraxis
(iz).
Was zeichnet den Muslim aus? Sicherlich werden viele nun antworten, dass diejenigen, die
sich Allah unterworfen haben, dadurch ausgezeichnet werden, dass sie die grundlegenden
Glaubenswahrheiten (Iman) angenommen haben und sie durch die Praxis der so genannten
Fünf Säulen (Schahada, Salat, Zakat, Fasten im Monat Ramadan und die Hadsch)
manifestieren.
Das ist
ohne Frage richtig, vergisst aber jene Elemente der Geisteshaltung, die aus diesen Dingen
erwächst, und zu denen sie hinführen. Eines dieser Elemente, die von den
Propheten, den Aufrichtigen und Rechtschaffenden vorgelebt worden und werden, ist das
Vertrauen auf Allah (Tawakkul). Wir müssen uns fragen, warum dies in einer
technisierten Welt, in der jede existenzielle Not abgeschirmt wird, denn notwendig sei?
Dazu reicht es, auf das Ereignis des nihilistischen Terrors zu verweisen, der - wenn er
von Muslimen kommt - auch auf einem grundlegenden Zweifel beruht. Ein Zweifel sowohl an
den kommenden Dingen der jenseitigen Welt als auch an der Entscheidung Allahs (Qadr). Die
einzige Antwort dieses Nihilismus ist die vermeintliche Beschleunigung der Gewissheit
durch die willkürliche Herbeiführung des eigenen Tods.
Aus den quranischen
Versen, den prophetischen Erläuterungen sowie den Überlieferungen der frühen
Gemeinschaft wird die entscheidende Haltung des Tawakkul, die in sich eine Handlung
darstellt, deutlicher und greifbar. Allah, der Allmächtige sagt in Seinem Buch: Diejenigen,
zu denen die Leute sagten: Seht, die Leute haben sich bereits gegen euch geschart;
fürchtet sie darum! - nur stärker wurden sie im Glauben und sagten: Uns
genügt Allah, und Er ist der beste Beschützer. Daher kehrten sie mit Allahs Gnade
und Huld zurück, ohne dass sie ein Übel getroffen hätte, und sie folgten dem
Wohlgefallen Allahs; und Allah ist voll großer Huld. (Al Imran, 173-174)
Einige
Verse des Quran, die Vertrauen und Gewissheit auf Allah anempfehlen: Und wenn
du entschlossen bist, dann vertrau auf Allah; denn wahrlich, Allah liebt diejenigen, die
auf Ihn vertrauen (Al Imran, 159), und wer auf Allah vertraut - für den
ist Er sein Genüge (At-Talaq, 3) und gläubig sind wahrlich diejenigen, deren
Herzen erbeben, wenn Allah genannt wird, und die in ihrem Glauben gestärkt sind, wenn
ihnen Seine Verse verlesen werden, und die auf ihren Herrn vertrauen. (Al-Anfal, 2)
Ibn Abbas
berichtete, dass der Gesandte Allahs, möge Allah ihn segnen und Frieden geben, zu sagen
pflegte: O Allah, ich unterwerfe mich Dir und ich glaube an Dich und ich verlasse
mich auf Dich und ich wende mich Dir zu. (Muslim)
Ibn Abbas,
der große Kommentator des Quran, sagte über den Vers Uns genügt Allah, und
Er ist der beste Beschützer: Ibrahim, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden
geben, sagte dies, als er in das Feuer geworfen wurde. (Al-Bukhari)
Abu Huraira
berichtete folgende Aussage des Gesandten Allahs: Leute werden in den Garten
eintreten, deren Herzen wie die Herzen der Vögel sind. (Muslim) Es wird gesagt,
dass dies Tawakkul bedeutet. Ibn Adschiba, ein bekannter Gelehrter Marokkos, schrieb
darüber, dass Tawakkul drei Stufen hat: 1. So wie derjenige, über den der Vertrag
abgeschlossen ist, mit dem Vertragspartner, so ist man mit Allah - wachsam und von seinen
Interessen berührt.
2. Wie das
Kind mit der Mutter ist - es wendet sich in allen Dingen nur an sie. 3. Wie der tote
Körper in den Händen der Leichenwäscher.
In seiner
Erläuterung zu Schaikh Ibn Adschiba spinnt Schaikh Dr. Abdalqadir As-Sufi den
Faden weiter: Die erste Stufe enthält ein Bedürfnis, die zweite Anhänglichkeit,
aber die dritte ist frei sowohl von Bedürfnis als auch von Anhänglichkeit. Diese letzte
ist die Stufe derjenigen, deren Selbst ausgelöscht ist, sie warten nur darauf zu sehen,
was Er mit ihnen tun wird. Sie sind die Freien.
Gerade bei
Fragen der Sorge um die eigene Versorgung kommt die aktive Eigenschaft des Tawakkul zum
Tragen. Umar ibn Al-Khattab berichtete, dass er den Propheten sagen hörte: Wenn
ihr euch auf Allah verlassen würdet, wie es dem Vertrauen auf Ihn gebührt, dann würde
Er euch versorgen, wie Er die Vögel versorgt. Sie fliehen am Morgen hungrig los und
kehren am Abend gesättigt heim. (At-Tirmidhi)
Quelle: Islamische Zeitung
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