Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich.
Ich
bedanke mich bei allen, die diese Veranstaltungsreihe vorbereitet haben; denn dadurch wird
gewährleistet, daß wir Abraham, der in den drei göttlichen Religionen eine zentrale
Rolle spielt, näher kennenlernen.
Ich werde
versuchen, in Kürze den Propheten Abraham aus islamischer Sicht darzustellen und Ihnen
sein Leben und seine Rolle in der islamischen Religion und Kultur näherzubringen.
Bevor wir
auf das Thema eingehen, möchte ich einige Begriffe erläutern. Beispielsweise: Was
ist Prophetentum im Islam? oder Welche Rolle haben Propheten im Islam ?
Die durch
Gott auserwählten Propheten sind beauftragt, Gottes Religion in seinem Namen an die
Menschheit zu verkünden; genau dieses macht den Kern der Lehre über das Prophetentum im
Islam aus.
Somit
befinden sich die Propheten als Vermittler zwischen Gott und seinen Dienern (Menschen).
Allah hat die Botschaften, die an die Menschen vermittelt werden sollen, durch die
Propheten verkündet. Alle Propheten, von Adam bis zu unserem letzten Propheten, haben
diese Aufgabe erfüllt.
Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, daß alle Propheten
Menschen sind, daß sie von einem Vater und einer Mutter geboren wurden, essen, trinken,
erkranken, schlafen, heiraten und auch Kinder bekommen, genauso wie wir. Ausgenommen sind
die besondere Lebensumtände von Jesus und Adam. (Sure Al-i Imran: 3/59)
Die Propheten werden im Islam nicht als Gott oder gottähnlich
angesehen; der Islam sieht sie als Gesandte, Botschafter und Diener Gottes.
Propheten besitzen folgende Besonderheiten:
sie
begehen keine
Sünden :
Tugend (Ismet)
sind sehr intelligent
: Intelligenz Scharfsinn (Fetanet)
sind
sehr
vertrauenswürdig :
Vertrauenswürdigkeit (Emanet)
sind
ehrlich, lügen
nicht :
Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit (Sidk)
Wir entnehmen dem Koran, daß die Propheten immer gute und besonders auserwählte
Menschen sind. (Sure Anam : 5/85)
Nach dem Islam ist das Prophetentum nicht eine Sache, die man mit Arbeit erlangt,
es ist eine Berufung, die von Gott verliehen und vergeben wird.
Wir
wissen, daß eine Prophetenkette generell aus Mitgliedern derselben Familie besteht und
daß mehrere Propheten aus der gleichen Familie ernannt wurden.
Die
Prophetengeschichte entspricht der Menschheitsgeschichte. Der erste Mensch ist zugleich
der erste Prophet. Adam wird als erster Vater der Menschheit und Abraham als zweiter Vater
betrachtet.
Alle
Propheten waren mit Qual, Kummer, Sorge, Beleidigungen, Unterdrückung und Verbannung
konfrontiert. Deshalb ist im Islam einigen Propheten (Noah, Abraham, Moses, Jesus und
Mohammed) die Eigenschaft größte Propheten (Ulu'l-Azm) verliehen
worden. Diese Eigenschaft wurde ihnen deshalb zuerkannt, weil sie trotz der schweren
Aufgabe nicht aufgegeben haben, und mit Ausdauer, Geduld und Entschlossenheit ihre Aufgabe
erfüllt haben.
Wenn
Propheten übernatürliche Situationen, Kräfte entwickeln bzw. Wundersame Dinge zustande
bringen, um zu beweisen, daß sie Propheten sind, wird dies als Wunder bezeichnet. Auch
Abraham ist einer der Propheten, die Wunder vollbracht haben. Der damalige König von
Babylon namens Nimrod, hat Abraham ins Feuer werfen lassen. Das Feuer hat aber, anstatt
Abraham zu verbrennen, sich in einen Rosengarten verwandelt. (Sure al-Anbiya: 21/69)
In unserer
Religion wird zwischen den Propheten nicht unterschieden; es ist ein Grundprinzip, an alle
Propheten zu glauben, und zwar ohne jeglichen Unterschied. Dieses Thema kommt im Kur'an
folgendermaßen vor :
Wir machen keinen Unterschied zwischen ihnen, und Ihm ergeben wir uns. (Sure
al-Baqarah: 2/285)
Der Zweck der Entsendung der Propheten ist es, den monotheistischen Glauben
(Tevhid - Einheit Gottes) den Menschen zu verkünden. Abraham hat hierbei eine
besondere Bedeutung. Wir nennen dies die Hanif-Religion.
In Sure 6, Vers 161 heißt es:
Siehe, mich hat mein Herr auf einen geraden Weg geleitet -zu dem rechten
Glauben, dem Glauben Abrahams, des Aufrechten. Und er war keiner der Götzendiener. (Sure
al-Anam : 6/161)
Die Auffassung des Monotheismus ist mit Abraham, Moses und Jesus weitergeführt
worden und hat bei Mohammed sein Ende gefunden. Deshalb sehen wir Mohammed nicht als
Gründer des Islam. Nach der Lehre des Islam sind die Propheten keine Gründer der
Religionen. Der einzige Gründer ist Gott. Deshalb sehen wir keinen Unterschied zwischen
dem Aufruf (Einladung) und den Aufgaben der Propheten, Abraham, Moses, Jesus, Mohammed wie
aller anderen Propheten.
In Sure 2, Vers 136 :
Sprecht:Wir
glauben an Allah und was zu uns herabgesandt worden, und was herabgesandt ward Abraham und
Ismael und Isaak und Jakob und (seinen) Kindern, und was gegeben ward Moses und Jesus, und
was gegeben ward (allen andern) Propheten von ihrem Herrn. Wir machen keinen Unterschied
zwischen ihnen; und Ihm ergeben wir uns. (Sure al-Baqarah: 2/136)
Die Aufforderung des Koran, ist es, die Religion von Abraham zu befolgen. Es ist
möglich, ihn als den ersten Muslim zu bezeichnen. In 3. Sure heißt es : Sicherlich
sind die Abraham Nächststehenden unter den Menschen jene, die ihm folgten, und dieser
Prophet und die Gläubigen. Und Allah ist der Freund der Gläubigen. (Sure Al-i
Imran :3/68)
Das grundlegende Prinzip seiner Hanif-Religion(Sure Anam:6/79)
kein Sündiger trägt die Sünde (Verantwortung) anderer Sündiger; der Mensch
bekommt nur die Gegenleistung seiner eigenen Arbeit (Sure An-Nadschm: 53/36-44)
ist zugleich der Kern und das Fundament des Islam.
Propheten hatten Vorbild-Funktion, waren gegenüber ihrer Umgebung immer
freundlich, hilfsbereit entgegenkommend und standen für die gute Moral ein. Propheten
zeigten Größe und Stärke, indem sie sogar denjenigen verzeihen konnten, von denen sie
beleidigt oder verachtet wurden. Und Abraham war einer dieser Propheten.
In diesem
Zusammenhang ist folgender Abschnitt aus der Sure Maria sehr interessant, indem Abraham zu
seinem Vater, der Götzen anbetet, spricht. Es heißt dort:
-Gedenke,
was in diesem Buch über Abraham steht. Er war ein Mann der Wahrheit, ein Prophet.
-Da er
zu seinem Vater sprach: «O mein Vater, warum verehrst du das, was nicht hört und nicht
sieht und dir in nichts nützen kann?
-O mein
Vater, zu mir ist in Wahrheit eine Erkenntnis gekommen, die nicht zu dir kam; so folge
mir, ich will dich auf den rechten Pfad leiten.
-O mein
Vater, diene nicht dem Satan, denn Satan ist ein Empörer wider den Allerbarmer.
-O mein
Vater, siehe, ich fürchte, es möchte dich die Strafe vom Allerbarmer treffen, und dann
wirst du ein Freund Satans werden.»
-Er
antwortete: «Verlässest du meine Götter, o Abraham? Wenn du nicht aufhörst, so werde
ich dich wahrlich steinigen. Verlasse mich auf lange Zeit.»
-(Abraham)
sprach: «Friede sei auf dir! Ich will von meinem Herrn Vergebung für dich erflehen: Er
ist gnädig gegen mich.
-Und
ich werde mich fernhalten von euch und von dem, was ihr statt Allah anruft; und ich will
zu meinem Herrn beten; ich werde im Gebet zu meinem Herrn bestimmt nicht enttäuscht.»
-Als er
sich nun von ihnen und von dem, was sie statt Allah verehrten, getrennt hatte, da
bescherten Wir ihm Isaak und Jakob und machten beide zu Propheten.
-Und
Wir verliehen ihnen Unsere Barmherzigkeit; und Wir gaben ihnen einen wahren und hohen Ruf.
(Sure Maria : 19/41-50)
Der Koran
lehrt uns mit diesem Dialog unsere Eltern zu achten und ihnen zu vergeben, auch wenn sie
ungläubig sind.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Der
Name des Propheten Abraham wird im Koran in 25 Suren insgesamt 69 Mal mit
unterschiedlichen Eigenschaften erwähnt. Mit Hilfe einiger Zitate möchte ich Ihnen nun
Abraham näher bringen.
In Sure
11, Vers 75 :
-Wahrlich,
Abraham war milde, mitleidig, Gott zugewandt. (Sure Hud: 11/75)
In Sure
16, Vers 120-121 :
-Abraham
war eine Gemeischaft (für sich), (dem einen) Gott demütig ergeben, ein Hanif und keine
Heide, dankbar für Gottes Wohltaten. Gott hat ihn erwählt und auf den geraden Weg
geführt. (Sure Nahl : 16/120-121)
Allah
stellt den Propheten Abraham im Koran vor allem als Vorbild für die Menschen dar. Er
bezeichnet ihn im Koran als Khalil den Besonderen Freund.
In Sure
4, Vers 125 heißt es dazu:
-Und
wer hat einen schöneren Glauben als jener, der sich Allah ergibt, der Gutes wirkt und der
dem Bekenntnis Abrahams, des Aufrechten im Glauben, folgt? Und Allah nahm sich Abraham
besonders zum Freund. (Sure An-Nisá:4/125)
Als eines Tages ein Mann Mohammed mit O! Gesegnetester unter den
geschaffenen anredete, erwiederte Mohammed derjenige den Du meinst, ist
Abraham. Nach der Überlieferung hat Abraham nie ohne Gäste gespeist. Eines
Tages hat er einen nichtmuslim eingeladen. Dieser begann mit dem Essen, ohne Bismillah
(mit dem Namen Allahs) zu sagen. Daraufhin forderte Abraham ihn hierzu auf. Als der Gast
aber sagte, daß er nicht an Gott glaubt, schikte ihn Abraham aus dem Haus. Als aber Allah
zu Abraham sagt: obwohl ich für soviel Wohltaten (alles) keine Gegenleistung
erwarte, stellst Du sogar für ein paar Bissen Bedingungen. schämt sich
Abraham, sucht, findet und holt seinen Gast zu sich nach Hause zurück. (Muslim, Fezail
4/1839).
Es wird angenommen, daß die Gastfreundschaft unserer türkischen Mitbürger auf
Abraham zurückgeht. Bei ihnen ist es zur Tradition geworden für einen gedeckten Tisch
Tisch des Halil Ibrahim", für den Besucher Besucher Gottes" und am
Ende des Essens möge Allah Halil Ibrahims segen (Fruchtbarkeit) geben" zu
sagen.
Wir sehen,
daß dasjenige Kriterium, das jemanden zum Feind Gottes oder Freund
Gottes macht, der Glaube ist (iman). Denn Allah benutzt für den Vater von Abraham
den Ausdruck Azar Feind Gottes (Sure Taubah : 9/114) und für Abraham
die Bezeichnung Freund Gottes (Sure an-Nisá: 4/125). Ähnliches ist
über Abraham auch in der Bibel zu finden:
1.Mose Kapitel 15/6
Abraham
glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.
Jesaja,
Kapitel 41/8
Du
aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, Nachkomme Abrahams, meines
Freundes
Jakobus
Kapitel 2/23
So ist
die Schrift erfüllt, die da spricht »Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur
Gerechtigkeit gerechnet worden«, und er wurde »ein Freund Gottes« genannt.
Meine Damen und Herren
Im Koran
wird über den Geburtsort und den Lebensraum von Abraham keine detaillierte Information
gegeben. Aber eine wichtige Erkenntnis ist, dass der Prophet Lot ein Zeitgenosse von
Abraham war und sie in benachbarten Regionen lebten.
Im Koran in Sure 37 wird darauf
hingewiesen, dass Abraham von Noah abstammte:
-Friede
sei auf Noah unter den Völkern!
-Also
belohnen Wir jene, die Gutes wirken.
-Er
gehörte zu Unseren gläubigen Dienern.
-Dann
ließen Wir die andern ertrinken.
-Und
fürwahr, von seiner Gemeinde war Abraham. (Sure as-Saffat: 37/79-83)
Isaak
und Ismael sind Söhne Abrahams, und beide sind Propheten. Weil sehr viele Propheten von
ihnen abstammen, nennt man Abraham auch, den Vater der Propheten. Die
Kinder Israel stammen von Isaak und die Araber von Ismael ab. Somit ist Abraham der Vater
der drei Weltreligionen, also von Judentum, Christentum und dem Islam.
Abraham
ist für uns Muslime der Ur-Großvater unseres Propheten Mohammed. Aus diesem Grund
spricht jeder Muslim nach jedem der fünf täglichen Gebete ein Stoßgebet (Salavat) aus,
zuerst für Prophet Mohammed und danach für dessen Vorfahre Abraham. Das bedeutet, daß
beim tägliche Gebet auch immer Abrahams Name rezitiert wird.
Wir
kennen ihn als eine Person, die sich mit den Götzen zu seiner Zeit auseinandergesetzt
hat. Er brachte die Offenbarung Allahs zu seinem götzendienerischen Volk und warnte es.
Sein Volk hörte nicht auf ihn und stellte sich gegen ihn. Als der Druck des Volkes
größer wurde, wanderte Abraham mit seiner Frau, dem Propheten Lot und einigen Leuten
notgedrungen aus.
Zu
Abrahams Zeiten beteten viele Völker im Raum Mesopotamien und in Mittel- und Ostanatolien
den Himmel und die Sterne an. Ihr größter Gott war der Mond-Gott "Sin".
Außerdem stellten diese Völker geprägte Bilder und Skulpturen der Götter her und
beteten sie an. Dieser sehr verbreitete Glaube fand im Nahen Osten viele Anhänger und
bestand für lange Zeiten, genauer gesagt bis zum 6. Jahrhundert vor Christi. Als ein
Produkt dieses Glaubens wurden in ganz Mesopotamien bis ins innere Anatolien
"Ziggurat" genannte Gebäude gebaut, die sowohl als Observatorien als auch als
Tempel, in denen insbesondere der Mond-Gott "Sin" angebetet wurde, dienten.
Diese heutzutage nur noch durch archäologische Forschungen feststellbare Glaubensart wird
im Koran erwähnt. Laut Koran hatte der Prophet Abraham es abgelehnt, diese Götter
anzubeten und erkannte den einzigen wahren Gott, (Allah) an. Der Koran erzählt:
-Und
als Abraham zu seinem Vater Azar sprach: "Nimmst du Bilder zu Göttern an? Wahrlich
ich sehe dich und dein Volk in offenkundigem Irrtum!"
-Und so
zeigten Wir Abraham das Königreich der Himmel und der Erde, damit er zu den Festen im
Glauben gehöre. (Sure Anam: 6/74-75)
Nach dem
Koran, hat Abraham mithilfe seiner eigenen Erfahrungen Allah erkannt. Darüber wird im
Koran in folgendem Vers erzählt:
-Als
nun die Nacht ihn überschattete, da erblickte er einen Stern. Er sprach: «Das ist mein
Herr!» Doch da er unterging, sprach er: «Ich liebe nicht die Untergehenden.»
-Als
er den Mond sah, sein Licht ausbreitend, da sprach er: «Das ist mein Herr!» Doch da er
unterging, sprach er: «Hätte nicht mein Herr mich recht geleitet, wäre ich gewiß unter
den Verirrten gewesen.»
-Als
er die Sonne sah, ihr Licht ausbreitend, da sprach er: «Das ist mein Herr, das ist das
Größte!» Da sie aber unterging, sprach er: «O mein Volk, ich habe nichts zu tun mit
dem, was ihr anbetet. (Sure Anam: 6/76-78)
Der
Tübinger Theologe Prof. Karl-Josef KUSCHEL erklärt in seinem Buch: Abraham hatte
die Eitelkeit und Vergeblichkeit jedes Götzendienstes aus eigener Kraft erkannt und sich
der Schöpfermacht des einen und wahren Gottes gebeugt... Abraham ist im Koran der Gott
vertrauende Mensch. Denn Voraussetzung für Abrahams Weg zu Gott war das Vertrauen, daß
Gott ihm seinen Weg zeigen werde. (K. J. KUSCHEL, Streit um Abraham,
Piper Serie, München, 1994, s.184)
In 6. Sure
heißt es dazu:
-Ich
wende mich nunmehr demjenigen zu, der Himmel und Erde geschaffen hat. (Ich verhalte mich
so) als Hanif. Und ich bin keine Heide.» (Sure Anam: 6/79)
Gleich im
Anschluss an diesen Vers sagt der Koran über Abraham und den anderen von ihm abstammenden
Propheten folgendes:
-Und
sein Volk stritt mit ihm. Da sagte er: «Streitet ihr mit mir über Allah, da Er mich
schon recht geleitet hat? Und ich fürchte nicht das, was ihr Ihm zur Seite stellt,
sondern nur das, was mein Herr will. Mein Herr umfaßt alle Dinge mit Wissen. Wollt ihr
denn nicht verstehen?
-Und
wie sollte ich das fürchten; was ihr anbetet, wenn ihr nicht fürchtet, Allah etwas zur
Seite zu stellen, wozu Er euch keine Vollmacht niedersandte?» Welche der beiden Parteien
hat also größeres Anrecht auf Frieden, wenn ihr es wisset?
-Die
da glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeit vermengen - sie sind es, die
Frieden haben sollen und die rechtgeleitet sind.
-Das
ist Unser Beweis, den Wir Abraham seinem Volk gegenüber gaben. Wir erheben in den
Rängen, wen Wir wollen. Siehe, dein Herr ist allweise, allwissend.
-Wir
schenkten ihm Isaak und Jakob; jeden leiteten Wir recht, wie Wir vordem Noah recht
geleitet hatten und von seinen Nachfahren David und Salomo und Hiob und Joseph und Moses
und Aaron. Also belohnen Wir die Wirker des Guten.
-Und
(Wir leiteten) Zacharias und Johannes und Jesus und Elias; alle gehörten sie zu den
Rechtschaffenen.
-Und
(Wir leiteten) Ismael und Elisa und Jonas und Lot; sie alle zeichneten Wir aus unter den
Völkern.
-Ebenso
manche von ihren Vätern und ihren Kindern und ihren Brüdern: Wir erwählten sie und
leiteten sie auf den geraden Weg.
-Das
ist der Weg Allahs; damit leitet Er von Seinen Dienern, wen Er will. Hätten sie aber
anderes angebetet, wahrlich, nichts hätte ihnen all ihr Tun gefruchtet.
-Diese
sind es, denen Wir die Schrift gaben und die Weisheit und das Prophetentum. Wenn aber
diese das (Prophetentum) leugnen, dann haben Wir es einem Volke anvertraut, das es nicht
leugnet.
-Das sind
jene, die Allah recht geleitet hat: so folge ihrem Weg. Sprich: «Ich verlange von euch
keinen Lohn dafür. Es ist ja nichts anderes als eine Ermahnung für die ganze
Menschheit.» (Sure Anam: 6/80-90)
Der
Theologe Prof. KUSCHEL arbeitete die Rolle von Abraham im Koran fünf Fixpunkte heraus:
Erster
Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.183):Abraham steht für
den konsequenten und strengen Monotheismus, der erkannt hat: Gott ist der
Herr der Menschen in aller Welt, er, der mich geschaffen hat und nun rechtleitet, der mir
zu essen und zu trinken gibt und mich, wenn ich krank bin, heilt, der mich sterben läßt
und darauf lebendig macht, und von dem ich hoffe, daß er mir am Tag des Gerichts meine
Sünde vergibt. (Sure Suara : 26/77-82)
Zweiter
Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.183):Wird Gottes
Gottheit durch Götzen verdunkelt, müssen diese gestürzt werden... Abraham war der
Zerstörer der Götzenbilder. Abraham sagt im Koran : Und ich werde, bei
Gott, eure Götzen überlisten, nachdem ihr den Rücken gekehrt (und mich mit ihnen)
allein gelassen habt. Und er schlug sie in Stücke, ausgenommen einen (Götzen),
der ihnen (ebenfalls) gehörte und der (besonders) groß war. Vielleicht würden sie
(später) zu ihm zurückkehren. Sie (entdeckten das Werk der Zerstörung und) sagten :Wer
hat dies mit unseren Göttern gemacht? Er gehört zu den Frevlern. Irgendwelche
Leute sagen : Wir haben einen Burschen namens Abraham (in abfälliger Weise) von
ihnen sprechen hören. Sie sagten : Bringt ihn her (damit er) vor den Augen
der Leute (Rede und Antwort steht)!... Er sagte : Wollt ihr denn an Gottes Statt
etwas verehren, was euch weder etwas nützen noch Schaden zufügen kann? Pfui über euch
und über das, was ihr an Gottes Statt verehrt! Habt ihr denn keinen Verstand?
(Sure al-Anbiya 21/57-67)
Dritter
Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.185):Abraham steht auch
beim Propheten Modell für Rettung, Exodus und Nachkommenverheißung eines
monotheistischen Glaubenskämpfers durch Gott selbst. Sie sagten: Verbrent
ihn und helft (auf diese Weise) euren Göttern, wenn ihr (schon) vorhabt, etwas zu tun!
Wir sagten (als sie Abraham dem Feuer ausgesetzt hatten) : Feuer! Sei für Abraham
kühl und unschädlich! Sie wollten eine List gegen ihn anwenden. Aber wir
bewirkten, daß sie (selber) es waren, die am meisten verloren. Und wir retteten ihn und
Lot in das Land, das wir für die Menschen in aller Welt gesegnet haben. Und wir schenkten
ihm zusätzlich den Isaak und Jakob. Und alle machten wir zu Rechtschaffenen.
(Sure 21/68-72)
Vierter
Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.185): Der Prophet
benutzt Abraham, um dem eigenen Volk gegenüber mit noch größerem Nachdruck als Warner
vor dem göttlichen Strafgericht auftreten zu können. Abraham war mild, empfindsam und
bußfertig. (Die Gesandten sagten) Abraham! Laß davon ab! Die Entscheidung
deines Herrn ist nun einmal getroffen, und unabwendbare Strafe wird über sie kommen.
(Sure Hud: 11/75-76)
Wichtig an
diesen Stellen ist, daß Abraham nicht nur als Warner, sondern auch als der Barmherzige
hingestellt wird, der sich vor Gott für die Sünder verwendet und um Vergebung bittet.
Wie im Fall seines Vaters. (Sure Shuara: 26/86) (KUSCHEL, Streit um Abraham,
s. 186)
Fünfter
Fixpunkt (KUSCHEL, Streit um Abraham, s.186): Im Koran wird durch den
Propheten die Wiederentdeckung und Wiedererweckung der Religion Abrahams
wieder deutlich gemacht : Abraham war eine Gemeischaft (für sich), (dem einen)
Gott demütig ergeben, ein Hanif und keine Heide, dankbar für Gottes Wohltaten. Gott hat
ihn erwählt und auf den geraden Weg geführt. Und wir haben ihm im Diesseits Gutes
gegeben. Und im Jenseits gehört er zu den Rechtschaffenen. Darauf haben wir dir (die
Weisung) eingegeben: Folg der Religion Abrahams, eines Hanifen-er war keine Heide. (Sure
Nahl : 16/120-121)
Verehrte
Gäste
Um als
gläubige Menschen, die an den selben Gott glauben, zusammen leben zu können, sind wir
sehr wohl dazu aufgefordert, die Gemeinsamkeiten und nicht die Unterschiede
herauszufinden. Eine Gemeinsamkeit ist Abraham. Seine Auseinandersetzung mit den
Ungläubigen auf der einen Seite und seine Güte, Menschlichkeit und Toleranz auf der
anderen Seite muß Vorbild für uns alle sein. Lassen Sie uns im Rahmen seiner Eigenschaft
Freund Gottes friedlich und geschwisterlich zusammenleben. Kriege sollen nicht
sein, Menschen sollen nicht sterben, Kinder sollen nicht weinen. Gottes Wohltaten reichen
für uns alle. Es ist daher nicht wichtig, wo Abraham herstammt. Seine Prinzipien sind
wichtig.
Ich
wünsche uns allen, daß die Eigenschaft Khalil (Besonderer Freund) des
Propheten Abraham, dem Frieden, der Freundschaft, Brüderlichkeit, und der Toleranz
beiträgt und auch in der Gesellschaft in Erscheinung tritt.